Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Performance / Spielart, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich möchte im Rahmen dieser Arbeit den Versuch unternehmen, den Werkzyklus ‚Menschenbilder‘ der Berliner Gruppe Nico and the Navigators auf der Folie der Reflexion einer postmodernen Identitätsproblematik zu lesen. Schon der Titel ‚Menschenbilder‘ verweist auf die Möglichkeit dieser Themenstellung und als ‚Bilder-Theater‘ inszenieren Nico and the Navigators dann auch verschiedene Aspekte heutiger Lebenswelten, innerhalb derer irritiert blickende, abwesend wirkende Figuren umherwandeln wie Fremde in einer entfremdeten Welt. Sie visualisieren „die existentielle Verunsicherung des Einzelnen, der an der Schnittstelle zwischen Sein und Design das Bewusstsein von sich selbst verliert“1. Die Regisseurin Nicola Hümpel benennt hier grundlegende Gefühle der Verunsicherung und der Selbstentfremdung des ‚postmodernen‘ Menschen und schlägt damit den Bogen zu einer Auseinandersetzung mit der Frage, wie und ob ein Individuum heute eine Identität bilden kann. Die Suche nach Identität und deren Konstituierung innerhalb der heutigen (westlichspätkapitalistischen) Gesellschaftsformen weist einige spezifische Probleme aber auch Möglichkeiten auf. Dass in der gegenwärtigen - postmodernen - Gesellschaft „das ‚Menschliche‘ zunehmend auf biologische Prozesse reduziert (wird), was die Vorstellung des Menschen von sich selbst rationalisiert und seine Gefühlswelt kompliziert und verelenden läßt“2, konstatiert auch Nicola Hümpel. Der traditionell ‚ganzheitliche‘ Identitätsbegriff der Moderne greift nicht mehr, aber es lassen sich besonders in der reflexiven Sozialpsychologie Theoriebildungen ausmachen, die sich mit der Konstruktion neuer ‚offenerer‘ Identitätsbegriffe vor dem sozio-kulturellen Hintergrund der Postmoderne beschäftigen. Zu Anfang meiner Arbeit möchte ich in Kapitel zwei auf ein zwei dieser aktuellen Identitäts-Konzepte näher eingehen und dabei die realen Risiken und Problematiken einer Identitätbildung für das ‚postmoderne‘ Individuum erläutern. Anschliessend umreisse ich kurz ‚typische‘ nachmoderne Störungsformen, die die ‚intakte‘ Identität des Individuums heute vermehrt zu beeinträchtigen scheinen. In Kapitel drei versuche ich dann, innerhalb der Themenkreise der vier einzelnen Inszenierungen: Arbeit – Abschied – Dinge – Familie die thematischen Bezugsetzungen zum Subjekt und die Querverbindungen zur postmodernen Identitätsproblematik aufzuzeigen. [...] 1 Slevogt, Esther. Kritik. taz 16-7-2001 2 www.navigators.de