Das war’s: Lachdienliche Hinweise

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Dem Reiher Verlag Berlin war, wie so vielen hoffnungsfrohen Neugründungen nach der Großen Implosion 1989 nur ein kurzes Erdenwandeln beschieden. Immerhin brachte er mit dem Untertitel Lachdienliche Hinweise eine Sammlung von Kurztexten heraus, die teils im Eulenspiegel erschienen waren, teils zum Repertoire meiner kabarettistischen Lesungen gehörten. Für das Berliner Kabarett Die Distel hatte ich seinerzeit eine Fontane-Parodie geschrieben. Am Premierenabend aber vermisste ich sie auf dem Programmzettel. Der Direktor des Hauses behauptete, sein Kabarettist Gustav Müller habe den viel zu langen Riemen nicht lernen können. Nun ja, der obrigkeitshörige Otto Stark hatte einfach Schiss. Ich dagegen nicht so sehr. Fortan wurde mein John Maynard viele Jahre lang ein Höhepunkt meiner eigenen Auftritte. Als Kuriosum möchte ich meinen geneigten Lesern noch folgendes Schreiben zur Kenntnis geben: Klosterfelde, 23.10.1995 Sehr geehrter Herr Doktor Gysi, mit Erstaunen las ich in der heutigen Ausgabe der „Berliner Zeitung“ die Werbung für Ihr Buch Das war’s. Noch lange nicht! Da ich etliche Jahre in Verlagen gearbeitet habe, erinnere ich mich dunkel, daß es so etwas wie Rechtsschutz für Buchtitel gibt. Offensichtlich haben Sie den Titel eines 1991 von mir veröffentlichten Buches (s. Anlage) übernommen - und lediglich durch einen Zusatz erweitert. Dabei unterstelle ich Ihnen keinen Vorsatz, da Sie vermutlich guten Glaubens handelten. Obwohl Sie derzeit anderer Verpflichtungen wegen Ihren Anwaltsberuf nicht ausüben, bitte ich (Inhaber einer wenig fruchtbringenden Rechtsschutzversicherung) Sie dennoch um einen juristischen Rat: Soll ich: 1. den Autor Gregor Gysi auf Schadenersatz verklagen, 2. die Auslieferung und den Verkauf seines Buches durch eine einstweilige Verfügung verhindern oder 3. Nachsicht üben und den Autor zu milder Buße veranlassen? In diesem Falle möge er mir ein handsigniertes Exemplar seiner Neuerscheinung übersenden. Als symbolisches Honorar für Ihren Rat dürfen Sie die Anlage behalten. Die Anlage, sich für Schwächere stark zu machen, sollten Sie auf jeden Fall behalten. Mit freundlichen Grüßen C. U. Wiesner * Auf das Buch. das mir Gregor Gysi daraufhin versprochen hat, warte ich noch heute. Merke: Auf die Versprechen von Politikern – gleich welcher Couleur - sollte man nie etwas geben.

About the author

C. U. Wiesner Geboren im letzten Monat der Weimarer Republik, am Neujahrstag 1933, in der einstigen märkischen Hauptstadt Brandenburg, entwich nach dem Abitur den heimatlichen Stadtmauerzwängen, gelangte in eine etwas größere Hauptstadt, ohne zu ahnen, dass man dort schon zehn Jahre später aus väterlicher Sorge bemüht sein würde, ihm den Horizont mit erheblicherem Bauaufwand zu verstellen. Eines Tages mochte er fürder nicht mehr in der eingefriedeten Hauptstadt leben und zog es vor, in die vertrauten märkischen Wälder zurückzukehren. Dank prophetischer Gaben bestellte er den Möbelwagen von Berlin-Pankow nach Klosterfelde für den 9. November 1989. Während des achtunddreißigjährigen Berlin-Aufenthalts: Studien als Dolmetscher für Englisch; Germanistik und Filmszenaristik (diese im Gegensatz zu jenen hin und wieder angewandt). Tätig als Lektor, Redakteur, Reporter, Theaterkritiker, Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift Eulenspiegel, Entertainer in eigener Sache, Schauspieler (leider zu selten) und (vorwiegend) Schriftsteller. Sein bekanntestes Geschöpf ist der Frisör Kleinekorte, den das Berlin-Brandenburgische Wörterbuch zu Recht an die Seite der Volksfiguren von Glaßbrenner und Tucholsky stellt. C.U.W. schrieb u. a. Hörspiele, Kabarett-Texte, Fernsehfilme und Fernsehserien (u. a. Gespenstergeschichten wie Spuk unterm Riesenrad, Spuk im Hochhaus, Spuk aus der Gruft für Kinder von 8 bis 88 Jahren) sowie dreizehn Bücher, vom Kinderbuch über den Kriminalroman, die satirische Darstellung eigener Umwelt im weitesten Sinne bis zum bitteren erst um die Jahreswende 1989/90 nach einiger Verzögerung erschienenen Märchenroman für Erwachsene Die Geister von Thorland, Machs gut, Schneewittchen! und Lebwohl, Rapunzel! erzählen von den Kinder- und Jugendjahren in der Havelstadt Brandenburg.

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