Mit dem Vordringen der Ressourcen- und Kompetenzperspektive zeichnet sich seit etwa einem Jahrzehnt ein Umbruch im strategischen Management ab, der fundamentaler ist, als er zumeist dargestellt wird. Wenn, pointiert gesprochen, nicht mehr Produkte auf Märkten, sondern vielmehr die sie hervorbringenden Ressourcen und Kompetenzen den "Stoff darstellen, aus dem die Wettbewerbsvorteile sind", dann wird damit auch ein neues strategisches Weltbild entworfen -ein abstrakteres, mit weniger (konkreten) Handlungsempfehlungen versehenes, das dafür jedoch mit einem größeren Nachhaltigkeitsversprechen ausgestattet ist. Deshalb überrascht es nicht, dass sich diese Perspektive trotz ihrer gestaltungsbezogenen "Unhandlichkeit" in der Praxis dennoch schnell verbreitet und -soweit überschaubar -mindestens die größeren Unternehmen an Kompetenzstrategien arbeiten. So viel versprechend dieses neue strategische Weltbild auch erscheinen mag -noch ist es lückenhaft: Die industrieökonomische Grundlage der Ressourcenkonzepte ist unvollständig und wenig anwendungsfreundlich, und die gestaltungsfreundlicheren Kompetenzansätze kommen bislang fast ohne eine ausgearbeitete theoretische Basis aus. Ein Beispiel mehr also für den in der Managementlehre nur allzu bekannten "Spagat" zwischen Erklärung und Gestaltung. Anspruchs- und verdienstvoll zugleich ist deshalb das Ziel der vorliegenden Arbeit, das darin besteht, ein theoretisch fundiertes Modell zur Beschreibung und Erklärung des Kompetenzaufbaus zu entwickeln. Dazu wird zunächst der Diskussionsstand sorgsam und präzise analysiert und für die eigene Modellbildung aufgearbeitet. Mit dieser problemfokussiert entwickelten "Gesamtschau" auf die ressourcenbasierte Strategieperspektive wird zudem ein echter "added value" für all jenegeliefert, die einen fundierten Überblick gewinnen wollen.