"Ist Schönheit nicht in Wirklichkeit eine einzige Frechheit?", fragt Senta Berger provokativ. Denn Schönheit ist alles andere als ein demokratisches Gut: Der eine hat's, der andere nicht. Alles höchst ungerecht, wie auch ein wissenschaftliches Experiment beweist: Schöne Menschen werden von Kindesbeinen viel mehr gefördert als unattraktive. Doch der Preis der Schönheit kann teuer bezahlt sein: Schon die Griechen der Antike wussten, dass die Schönheitsgöttin Aphrodite am liebsten mit dem Kriegsgott Mars liebäugelte. Kampf, Neid und Missgunst waren in der Geschichte oft die verlässlichsten Begleiter der Schönheit. Die Geburt der Schönheit beginnt mit einem grausamen Vatermord, wie die antike Sage von der Geburt der Schönheitsgöttin Venus erzählt. Und dass der Anblick von überwältigender Schönheit grundsätzlich tödlich endet, hat schon vor 150 Jahren der Dichter August von Platen behauptet. "Schönheit muss leiden" - so weiß es das deutsche Sprichwort. Und wenn Senta Berger in die Weltgeschichte blickt, dann wird klar, wie sehr. Ob die Tellerlippen afrikanischer Ureinwohner, die Schmucknarben amerikanischer Indianerstämme, die Lotusfüße weiblicher Chinesen, die Halsringe der Frauen von Myanmar oder das Tattooing und Piercing unserer modernen Welt: All diese Schönheitsideale sind mit hohem körperlichem Einsatz und oft unter großen Schmerzen erkauft. Senta Berger spürt den Gründen für dieses irritierende Phänomen nach, das unsere gesamte Weltgeschichte durchzieht. Auch der Preis der Schönheit ist hoch. Auf den orientalischen Sklavenmärkten des Mittelalters, wo für blonde Frauen aus nördlichen und östlichen Ländern Spitzenpreise erzielt wurden, wurde Schönheit als kostbarstes Gut gehandelt.