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Die Europäische Union ist zu einem festen Bestandteil in unserem politi schen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben geworden. Die fort schreitende europäische Integration betrifft nicht nur die nationalstaatliehe, sondern in besonderem Maße auch die regionale Ebene. Europapolitik ist schon lange keine Außenpolitik des Bundes mehr. Das Politikfeld Europa hat in den vergangenen Jahren in den deutschen Ländern einen erheblichen Be deutungsanstieg erfahren. Die Länder setzen sich heute aktiv für die Berück sichtigung ihrer Interessen und für eine Stärkung ihrer Rolle im europäischen Haus ein. Nordrhein-Westfalen nimmt dabei als die bevölkerungsreichste Region und im geografischen Zentrum Europas gelegen eine zentrale Stellung ein. Diese wird durch seine Wirtschaftskraft und seine gut ausgebaute Hoch schullandschaft unterstrichen. Die Landesregierung hat ihre Europafähigkeit in den letzten Jahren deutlich gesteigert: Die Landesvertretung in Brüssel wurde personell aufgestockt und neu organisiert, jedes Ministerium verfügt über ein Europareferat, die Landesregierung nimmt bei ausgewählten wichtigen Themen bereits im Vorfeld offizieller Vorlagen der Europäischen Kommission pro-aktiv Einfluss. Die Maßnahmen zur Stärkung der Europafähigkeit der Landesregierung sind weitgehend abgeschlossen. Das geschaffene Potenzial muss nun intelligent und effektiv wirksam werden. Über die Obersten Landesbehörden hinaus gibt es bei den Behörden und öffentlichen Einrichtungen des Landes, aber auch bei den gesellschaftlichen Gruppen, eine Vielzahl von kompetenten Akteuren, die auf der europäischen Bühne aktiv sind.
Das Lehrbuch hat drei Ziele: 1. Die Entwicklung, Ausdifferenzierung, innere Struktur, institutionelle Einbindung und politische Strategie der deutschen Parteien darzustellen; 2. in die politikwissenschaftlichen Methoden und Theorien der Parteienforschung einzuführen; 3. die politische Debatte um Rolle, Funktionsdefizite und Reformen der Parteien aufzugreifen.
Dieses Buch vermittelt ein Profil der Disziplin Politikwissenschaft und skizziert einen Grundriß des Faches. Es macht das Wechselverhältnis zwischen Politik und (Politik-) Wissenschaft anschaulich, stellt Politikwissenschaft als eine Sozialwissenschaft in den engen Austausch mit Nachbarwissenschaften und arbeitet dabei das Spezifische der Politikwissenschaft heraus. Dargestellt wird die Entwicklung des Faches Politikwissenschaft in Deutschland mit dem Schwerpunkt Bundesrepublik, und es werden Wurzeln aus dem 19. Jahrhundert und davor gezeigt. Der systematische Überblick wird aufgelockert durch die Wiedergabe einer Diskussion zwischen vier Fachvertretern über Rolle und Auftrag der Politikwissenschaft sowie durch 20 kurze Porträts von profilierten Professoren der Politikwissenschaft.
Daß heute vieles anders ist als früher, gehört zu den Grundwahrheiten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Aber daß das Tempo des Wandels um uns herum deutlich angezogen hat, ist für die meisten Menschen eine wirklich neue Lebenserfahrung. Darauf muß sich auch der Staat einstellen. Er muß heute unter einem enormen Zeitdruck dafür sorgen, daß mögliche Risiken dieses Wandels minimiert, vor allem aber, daß seine Chancen genutzt werden. Dazu muß seine Verwaltung schneller und fle xibler, kurz: unbürokratischer auf neue Entwicklungen reagieren oder sie sogar mitzugestalten versuchen. Das kann eine Verwaltung nicht, die heute noch in Strukturen arbeitet, die hundert Jahre und älter sind. Diese Strukturen gehören allesamt auf den Prüfstand. Politik hat den Auftrag, das Gemeinwohl zu fördern. Deshalb muß sie Bürgersinn und Hilfsbereitschaft stärken und die Gemeinschaft da entla sten, wo der Einzelne besser, persönlicher und wirksamer helfen kann. Das geht nicht mit komplexen und auch noch ineinander verschachtelten Verwaltungs- und Hierarchieebenen oder mit bis ins kleinste Detail ge henden Regelungen, die häufig das eigenständige und eigenverantwortli che Engagement von Bürgerinnen und Bürgern blockieren. Wir brauchen statt dessen einen Staat, der dem und der Einzelnen mehr und neue Möglichkeiten zur Mitwirkung und Mitverantwortung gibt. Wir brauchen eine öffentliche Verwaltung, die den Bürgerinnen und Bürgern als Partner und Dienstleister zur Seite steht. Das ist ein wichtiger Grund dafür, warum wir in Nordrhein-Westfalen mit einer umfassenden Reform von Regierung, Verwaltung und Justiz begonnen haben.
Im Rahmen der Deutschen Parteimitgliederstudie 2009 wurden rund 9.400 Mitglieder der sechs im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien nach ihren soziodemographischen Merkmalen, ihren Einstellungen und Motiven sowie nach Art und Umfang ihrer innerparteilichen Beteiligung befragt. Das Buch gewährt auf der Grundlage dieser Studie Einblicke in das Innere der bundesdeutschen Parteiendemokratie: Wer wird Mitglied in den deutschen Parteien? In welchem Ausmaß und in welcher Art und Weise werden Bürger in ihnen aktiv? Welche politischen Einstellungen weisen Parteimitglieder auf, gerade auch im Vergleich zu den Wählerschaften ihrer Parteien? Wie zufrieden sind die Mitglieder mit ihren Parteien? Wie reagieren sie auf Unzufriedenheit und welchen innerparteilichen Reformbedarf sehen sie?
Das Einfache ist das Schwerste. Eine Einführung in eine Wissenschaftsdisziplin für Beginner zu schreiben, die leicht und verständlich formuliert, aber nicht sim pel oder oberflächlich ist, und die andererseits anspruchsvoll und auf der Höhe der Fachdiskussion ist, aber die LeserInnen nicht überfordert - ach, es gibt so viele Anforderungen an einen Einführungstext, daß es einem Autor angst und bange werden kann. Eine Einführung in die Politikwissenschaft zu schreiben, verschärft die Pro bleme noch. Denn diese Disziplin gerät allzu leicht zwischen widerstreitende In teressen von Wissenschaft und Politik. Man verlangt von ihr Aktualität, aber gleichzeitig abgeklärte Seriosität. Man will eine faire Darstellung aller Facetten des Faches, aber kein unverbindliches Potpourri im Sinne eines schwammigen Pluralismus des "allen wohl, niemand weh". Man will Engagement und Objek tivität - gleichzeitig. Sicher kann ich mit dieser Einführung nicht allen Anforderungen gerecht wer den, alle Dilemmata lösen, alle Fallen des Faches umgehen. Ich habe versucht, mich allein am Informationsbedürfnis der neugierigen AnfangerInnen zu orien tieren und kein Lehrbuch für die mißtrauische Fachkollegenschaft zu schreiben. Ob dies gelungen ist, macht mich selbst neugierig. Ich bin an kritischer Rück meldung von beiden Seiten hoch interessiert.
" (...) Ohne Zweifel wird ein rundrum tiefschürfendes, auch zum Selbststudium geeignetes Lehrbuch angeboten, das dem Adressatenkreis über den Berufsalltag hinaus horizonterweiternde Sichtweisen und problematisierende Denkhilfen nahebringt."Das Parlament 9/95
Am Ende dieses ersten Teils haben wir ein beträchtliches Pensum absolviert. Das erste Kapitel brachte uns den Einstieg in das Thema durch politische Kon troversen aus der Zeitungsberichterstattung. Der Streit um das Tempolimit von 100 km/h auf Bundesautobahnen, die internen Probleme auf einem Gewerk schaftsjugendkongreß sowie die Protestaktionen der Zahnarztverbände gegen über der Konzertierten Aktion im Gesundheitsweseil dienten als Illustrationen des alltäglichen Stoffes der lnteressenpolitik. Lesen Sie doch diese Fallbeispiele jetzt nach Kenntnis des Stoffes dieses Textes noch einmal nach. Sie werden er staunt sein, daß Sie die Einzelheiten der Fälle nun mit ganz anderen Augen be trachten werden. An diesen Einstieg in das Thema schlossen sich drei große weitere Schritte an. Der erste war die Definition unseres Gegenstandes. Das Kapitel begann mit einer Warnung, sich von Definitionen nicht allzuviel über das , ,Wesen" des For schungsgegenstandes zu versprechen. Erinnern Sie sich noch an den Unter schied zwischen "Nominaldefinition" und "Realdefinition"? Wrr hatten uns für die Nominaldefinition entschieden und im folgenden zunächst getrennt die Begriffe "Interesse" und "Organisation" näher in Augenschein genommen. Abschließend zum definitorischen Teil wurde dann versucht, die , ,organisierten Interessen" einzugrenzen als "freiwillig gebildete, soziale Einheiten mit be stimmten Zielen und arbeitsteiliger Gliederung (Organisationen), die indivi duelle, materielle und ideelle Interessen ihrer Mitglieder im Sinne von Bedürf nissen, Nutzen und Rechtfertigung zu verwirklichen suchen".
Das Verhältnis von Sozialdemokratie und Intellektuellen in Deutschland was durchaus nicht spannungsfrei. Denn die Sozialdemokratie als führender Teil der Arbeiterbewegung hatte ihre Probleme mit den Intellektuellen, die sie teilweise unterstützten und andererseits aber auch oft scharf kritisierten.
Kennzeichen der Beziehung zwischen Intellektuellen und Politik war in der Vergangenheit eher die Diatanz, wenn nicht gar auch die Verachtung. Bürgerliche Intellektuelle und Liberale hielten sich von der Politik fern. Dies reichte bis zu Thomas Manns "Betrachtung eines Unpolitischen", worin er sich vom wesentlichen Verfassungs- und Demokratiebegriff distanzierte. Solche Spannungen und Abstände waren auch für das Verhältnis zur Sowjetunion, das zwischen Bewunderung und Ablehnung schwankte.
Seit 1945 ist die Beziehung zwischen Sozialdemokratie und Intellektuellen nicht weniger kompliziert geworden. Auch wenn große Teile der literarischen Intelligenz, z.b. um die Gruppe 47 und später um die von Günter Grass initiierte Wählerinitiative, die SPD unterstützten, so blieben dennoch viele Anlässe für Diatanz und Unverstehen auf beiden Seiten
Kennzeichen der Beziehung zwischen Intellektuellen und Politik war in der Vergangenheit eher die Diatanz, wenn nicht gar auch die Verachtung. Bürgerliche Intellektuelle und Liberale hielten sich von der Politik fern. Dies reichte bis zu Thomas Manns "Betrachtung eines Unpolitischen", worin er sich vom wesentlichen Verfassungs- und Demokratiebegriff distanzierte. Solche Spannungen und Abstände waren auch für das Verhältnis zur Sowjetunion, das zwischen Bewunderung und Ablehnung schwankte.
Seit 1945 ist die Beziehung zwischen Sozialdemokratie und Intellektuellen nicht weniger kompliziert geworden. Auch wenn große Teile der literarischen Intelligenz, z.b. um die Gruppe 47 und später um die von Günter Grass initiierte Wählerinitiative, die SPD unterstützten, so blieben dennoch viele Anlässe für Diatanz und Unverstehen auf beiden Seiten
Der Band zeigt die Grundlagen eines sozialen Europas, konkrete Handlungsoptionen zu deren Ausgestaltung und Wege zu einer sozial orientierten Europäischen Union auf. Im ersten Teil werden die bestehenden Grundlagen eines sozialen Europas als konstitutiver Bestandteil der EU-Integration dargestellt. Der zweite Teil greift konkrete Vorschläge zur weiteren Ausgestaltung der Sozialunion auf. Im letzten Teil werden die Problemfelder kontrovers diskutiert, indem die Akteure, ihre Interessen und die Hürden auf dem Weg zu einem sozialen Europa dargestellt werden. In allen drei Teilen werden die wissenschaftlich fundierten Debattenbeiträge jeweils durch zwei Stellungnahmen aus der politischen Praxis kommentiert.
Vorwort Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon ist die Europäische Union erneut zus- mengerückt, sie kann bürgernäher und handlungsfähiger werden. Seit ihren Anfängen vor mehr als fünfzig Jahren ist die EU ein immer wichtiger werdender Akteur in einer zun- mend globalisierten Welt. Für rund 500 Millionen Menschen in 27 Mitgliedstaaten ist sie eine Garantin des Friedens und ein Beitrag zum Wohlstand in Europa. Wir in Nordrhein-Westfalen unterstützen die europäische Integration nach Kräften. Als Kernregion im Herzen Europas leisten wir mit unserer Wirtschaftskraft und unserem Know-how einen wertvollen Beitrag. Unser Anspruch ist es, eine bedeutende Stütze der Gemeinschaft und des weiteren Einigungsprozesses zu bleiben. Dazu tragen die kompet- ten und europabegeisterten Frauen und Männer in Unternehmen und Verbänden, in Wi- schaft und Politik in unserem Land erfolgreich bei. Der Landesregierung ist es ein zentrales Anliegen, das Zusammenwirken und die V- netzung der zahlreichen Akteure weiter zu unterstützen und auszubauen. Mit der dritten Auflage dieses Handbuches möchte die Landesregierung einen aktu- len Überblick über die in Nordrhein-Westfalen europapolitisch Handelnden und ihre Tät- keiten geben. Wie bei den beiden vorausgegangenen Ausgaben steht die Transparenz als Grundlage für die wechselseitige Information und Netzwerkbildung im Vordergrund. Auch die dritte Auflage vermittelt mit ihren Einführungen in zentrale Bereiche europäischer Po- tik die Orientierung, die in dem oft unübersichtlichen Beziehungsgeflecht zwischen den Ländern, dem Bund und der Europäischen Union erforderlich ist. Das Handbuch verbindet die inhaltliche Ebene mit der Ebene der handelnden Personen. Andreas Krautscheid Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen
Vorwort des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Nordrhein- Westfalen Michael Breuer Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat sich zum Ziel gesetzt, die Euro- fähigkeit der Kommunen zu stärken. Nun erntet man aber, wenn man im - spräch mit Bürgerinnen und Bürgern den Begriff „Europafähigkeit“ verwendet, nicht selten fragende Blicke. Tatsächlich wurde dieser Begriff bislang noch nicht eindeutig definiert. Gemeint ist die Kompetenz, europäische Politik mit zu g- talten, die Fähigkeit, den europäischen Gedanken kompetent zu kommunizieren, das Wissen darum, welche europäischen Förderprogramme existieren und wie Förderanträge mit Aussicht auf Erfolg beantragt werden können und nicht zuletzt die Kenntnis darüber, welche europäischen Vorschriften im laufenden admin- trativen Geschäft zu beachten sind. Schon aus diesen vier Dimensionen wird deutlich, dass die Beschäftigung mit der Europäischen Union nicht nur eine Sache des Bundes oder der Länder ist, Europa ist auch eine Angelegenheit der Kommunen. Sie nehmen viele sta- liche Verwaltungsaufgaben vor Ort wahr, und sie sind in vielen Angelegenheiten die ersten Ansprechpartner der Bürgerinnen und Bürger. Vor allem die größeren Städte haben die Bedeutung der EU im kommu- len Alltag erkannt, und sie haben gehandelt: durch den Aufbau von Europabüros, durch die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und durch die Bildung von und die Beteiligung an Netzwerken auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Viele kleinere Städte und Gemeinden haben sich zusammen getan, um geme- sam Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger und „europäische Kompete- zentren“ zu bilden.
Das Lehrbuch hat drei Ziele: 1. Die Entwicklung, Ausdifferenzierung, innere Struktur, institutionelle Einbindung und politische Strategie der deutschen Parteien darzustellen; 2. in die politikwissenschaftlichen Methoden und Theorien der Parteienforschung einzuführen; 3. die politische Debatte um Rolle, Funktionsdefizite und Reformen der Parteien aufzugreifen.
Dieses Lehrbuch betritt Neuland in einem doppelten Sinn: Erstens existiert in Deutschland kein ähnlich umfassendes und aktuelles Einführungsbuch in die politikwissenschaftlichen Methoden, und zweitens wird der Stoff in einer neuen Konzeption dargestellt. Im ersten Teil werden die methodologischen Grundlagen systematisch abgehandelt, danach folgen fünf Kapitel aus der Werkstatt der Forschung: Wissenschaftler zeigen hier einzelne Methoden - Umfrageforschung, Dokumentenanalyse, Inhaltsanalyse, Experteninterviews und Aggregatdatenanalyse - in der praktischen Anwendung anhand ihrer eigenen Arbeiten. Das Lehrbuch ist dem Leitbild der "kritisch-empirischen Politikforschung" verpflichtet, es verknüpft pragmatisch quantitative und qualitative empirische Methoden auf anschauliche Weise.
Problemstand und Literatur in Politik, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft. Eine Einführung. Mit Beiträgen von Ulrich von Alemann, Michael J. Buse, Peter v. Ehrhardt, Wilfried Nelles, Paul G. Schmitz, Michael Schmunk, Rainer Siegelkow, Henning von Vieregge, Bernhard Wanders.
"Den Eygen-Nutz last herrschen nicht. Sonst straft euch Gott in seim Gericht. "· In diesen Vers kleidete Hans Michael Moscherosch 1643 den heute noch beliebten Spruch - Gemeinnutz geht vor Eigennutz - als Leitsatz fiir die christliche Stlinde ordnung des Barock. Die Maxime hatte fur J ahrhunderte die mittelalterliche Moral bestimmt. In den folgenden 150 J ahren brachten liberale AufkHirung und biirgerliche Emanzipation mit diesem Konsens griindlich. So hieB es dann in der aufkliirerischen Deutschen Encyclopiidie 1793: "Das Interesse ist das Band der menschlichen Ge sellschaften ... In allen Staaten, die das Eigentum eingefiihrt, kann keine andere Triebfeder als das Interesse stattfinden, und dieses wahre Interesse jeden Privat mannes in den Gewerben, stimmt auch mit dem gemeinschaftlichen Besten, und dem Zusammenhang des Nahrungsstandes iiberein." ' Dieser positive Leitbegriff der "wohlverstandenen" Interessen des Einzelnen oder spiiter auch von Interessengruppen artikuliert verbindet den klassischen Li beralismus mit heutigen Pluralismusvorstellungen. Eine im Grunde materialistische Grundauffassung - "die okonomischen Verhiiltnisse einer gegebenen Gesellschaft stellen sich zuniichst dar als Interessen" (Karl Marx) - verkniipft den Liberalismus mit dem Marxismus. Beide sind eine "Interessentheorie", freilich mit dem Unter schied, daB hier eine neue ideologiekritische Dimension eingebracht wurde. Dies zeigt sich besonders in der Unterscheidung von objektiven und subjektiven Inter essen, wahren und falschen Interessen. Auch der Gleichheitsbegriff - ein zweiter zu wenig gewiirdigter politischer Grundbegriff - trennt beide Gesellschaftstheorien.
Einleitung Einleitung Für Nordrhein-Westfalen bedeutet der europäische Integrationsprozess zugleich eine große Chance und eine große Herausforderung. Europa wird immer k- plexer. So werden die Beziehungen Nordrhein-Westfalens innerhalb Europas auch vielschichtiger. Deshalb gilt es immer aufs Neue: Diese Komplexität muss verstanden und handhabbar gemacht werden. Das mit rund 18 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Land Deutschlands, Nordrhein-Westfalen, ist zugleich größter Ballungsraum in Eu- pa. Nordrhein-Westfalen hat eine im Vergleich mit anderen europäischen Reg- nen sehr stark ausgeprägte Außenhandelsorientierung. Sein Außenwirtschaftsb- trag ist höher als der vieler Mitgliedstaaten, wobei der europäische Binnenmarkt mit 60% der wichtigste Absatzmarkt ist. Ein Viertel aller ausländischen Dire- investitionen in Deutschland entfallen auf Nordrhein-Westfalen. Die europäische Regionalpolitik hat dazu beigetragen, dass die dritte, die regionale Ebene im europäischen Mehrebenensystem – neben der nationalen und der europäischen – an Bedeutung gewonnen hat. Im Kontext der europäischen Diskussion werden unter Regionen die größten subnationalen Handlungseinh- ten der Mitgliedstaaten verstanden. In Deutschland sind das die Länder. Auch wenn die deutschen Länder Verfassungsrang genießen und damit im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Regionen eine viel bessere nationale Rechtsposition haben, müssen sie auf der europäischen Ebene aktiv werden, um im Integrationsprozess ihre Kompetenzen, dort wo sie sinnvoll und erforderlich sind, zu wahren.
Wenn wir mit diesem Buch Technik, Gesellschaft und Politik für die politi sche Bildung thematisieren, so geht es uns um die Zusammenhänge, um die gegenseitigen Abhängigkeiten dieser drei Dimensionen. Unsere Grundthese ist, daß Technik, Gesellschaft und Politik voneinander abhängen und mitein ander verflochten sind. Sie dürfen auch in der Darstellung nicht isoliert werden. Der Versuch einer solchen integrierenden Betrachtungsweise ist keineswegs selbstverständlich. Bis in die 70er Jahre und teilweise bis heute wurde die These vom Determinismus des gesellschaftlichen Wandels durch technischen Fortschritt in den Vordergrund gestellt. Die Technik schreitet unaufhaltsam voran, die Gesellschaft muß sich anpassen, so lautete die Devise. Diese Ein bahnstraßensicht der technisch-gesellschaftlichen Entwicklung ist seit der in dustriellen Revolution, also seit 200 Jahren, tief verwurzelt. Nicht nur die Technik und die Technikwissenschaften, auch die Sozialwissenschaften hatten sich ganz dieser These verschrieben. Und zwar mit durchaus unterschiedli chem Vorzeichen: Technikkritiker sahen gesellschaftliche Werte durch techni schen Fortschritt gefährdet, Technikoptimisten erwarteten Wachstum und Wohlstand durch neue Technologien. Aber die These von der Technik als Mo tor der Gesellschaft ist genauso einseitig und irreführend wie die Gegenthese, daß die Politik oder die Techonologiepolitik die Technik dahin steuern kann, wohin sie will. Technik, Gesellschaft und Politik befinden sich in einem komplizierten ge genseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Denn es sind nicht drei unverbundene Welten, oder drei selbständige Subsysteme, wie manche Sozialwissenschaftier sagen. Technik und Politik finden in der Gesellschaft statt, sind nicht anders als gesellschaftlich vermittelt denkbar.
Mit dies em Band, Organisierte Interessen in der Bundesrepublik" wird eine neue Schriftenreihe, Grundwissen Politik" er6ffnet. An den Titel dieser Reihe kniipfen die Herausgeber einige Uberlegungen. Obwohl die meisten der von uns geplanten Bande als Einfuhrungstexte in Teilbereiche der Politikwissenschaft konzipiert werden - geschrieben in der Regel von Politikwissenschaftlern(innen) -, nennen wir die Schriftenreihe bewuBt nicht Grundwissen Politikwis senschaft. Denn Studierende der Politikwissenschaft sind nur eine Zielgruppe fur die geplanten Bande; die andere, eher gr6Bere Gruppe sind an Politik inter essierte Leser, politische Bildung - aktiv oder passiv - praktizierende Interes senten und die steigende Zahl von Weiterbildungsadressaten. Politikwissenschaft und Politik sind gemeinhin zwei Welten, so verschieden wie die Welt des Germanisten von der des Schriftstellers, des Wirtschaftswis senschaftlers von der des B6rsianers oder des Musikwissenschaftlers von der des Opernstars. Grundwissen Politik heillt diese Reihe auch deshalb, weil sie beansprucht, manche Schwellen und Graben zwischen Theorie und Praxis, Wissenschaft und Alltagspolitik zu iiberwinden. Und sie will eine politische Po litikwissenschaft zeigen, die nicht nur kontroverse Positionen darstellt, sondern auch Positionen einnimmt, ohne allerdings ins Politisieren oder parteiliche In doktrinieren abzugleiten. Politische Positionen sind offen zu legen, zu kenn zeichnen, urn sie der kontroversen Debatte und der eigenen Urteilsfindung zu ganglich zu machen.
Parteien sind in der Politik allgegenwärtig. Sie prägen und kanalisieren die poli tische Willensbildung und Interessenvermittlung jedes einzelnen und großer Gruppen. Es gibt keine ernsthafte Alternative zum Parteienwettbewerb als wich tigstem Steuerungsmechanismus demokratischer Politik. Es gibt allerdings Al ternativen zwischen den Parteien nach ihren Inhalten und Richtungen in der Konkurrenzdemokratie; und es gibt schließlich auch unterschiedliche Parteity pen, ob als basisdemokratische oder Kaderorganisation, als große Massenmit glieder- oder enge Milieupartei, als Honoratiorenpartei oder postmoderner politi scher Dienstleistungsbetrieb. Parteien sind ein klassischer Untersuchungsgegenstand der Politikwissen schaft und der politischen Soziologie. Die Parteienforschung gehört deshalb auch in Deutschland zu den ausdifferenziertesten Feldern der Disziplin. Das macht die Zielsetzung eines Lehrbuches, das Feld abzubilden und die wissen schaftliche Debatte darüber wiederzugeben, nicht einfach. Die politikwissenschaftliche Erforschung von Parteien ist immer viele Wege gegangen: historisch oder institutionenkundlieh orientiert, staatstheoretisch oder systemtheoretisch konzipiert, ideologiekritisch oder politiksoziologisch enga giert. Dieses Buch will versuchen, keinen dieser wichtigen Zugänge zu versper ren, sondern der interdisziplinären Öffnung zu dienen. Auch ein paar Seitenblik ke auf aktuelle Probleme der Parteienverdrossenheit und der Parteienfinanzie rung werden nicht ausgelassen. Dies ist der erste Band der Reihe "Grundwissen Politik" unter neuer Heraus geberschaft. Der Gründer der Reihe und Autor dieses Bandes, Ulrich von Ale mann, ist mit seinem Wechsel an die Heinrich-Heine Universität Düsseldorf aus dem Herausgeberkreis ausgeschieden. Er steht uns aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. An seine Stelle als Herausgeber trat Artbur Benz, wie die übrigen Herausgeber Professor am Institut für Politikwissenschaft an der FernUniversität Hagen.