Frauen und Ozeane

Die Amerikanerin Nan Hauser kämpft mitten im Südpazifik einen scheinbar aussichtslosen Kampf. Die Buckelwalpopulation der Cook Inseln ist vom Aussterben bedroht. Die winzige Inselgruppe war Jahrtausende lang ein sicheres Refugium für die verspielten Riesen – bis zur massenhaften Tötung der Wale in den sechziger und siebziger Jahren. Seitdem sind ihre Migrationsrouten gestört und sie finden die sicheren Orte für Geburt und Aufzucht der Kälber nur noch selten. Nan hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die verbliebenen Tiere zu schützen. Auf den Cook Inseln lebt sie nun schon seit zwanzig Jahren, weder eine lebensbedrohliche Erkrankung noch finanzielle Nöte können sie von ihrer Mission abhalten. 2001 gelang es ihr, im Südpazifik die weltweit größte Schutzzone für Wale durchzusetzen. Nicht genug für Nan, sie kämpft weiter, jeden Tag.

Dr. Alison Kock erforscht den weißen Hai seit mehr als zehn Jahren. Wissenschaftliche Prognosen halten das Aussterben der Tiere innerhalb der nächsten zehn Jahre für wahrscheinlich. Durch Überfischung und vor allem durch das grausame „Finning“, bei dem den Haien bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten werden, sind die Bestände der Tiere stark zurückgegangen. Dabei ist das zu Unrecht gefürchtete Tier extrem wichtig für den Erhalt der Ozeane. Dort wo die Haie bereits fehlen, entstehen immer mehr so genannte „Todeszonen“. Das sind sauerstoffarme Gebiete im Meer. Obwohl sie oft angefeindet wird ist aufgeben keine Option, denn nach jeder der selten vorkommenden Attacken durch einen weißen Hai werden Rufe nach Vernichtung des Top Prädatoren laut. Aber Alison weiß, dass das Meer ohne die Haie stirbt. Und ohne das Meer sterben wir.

Der Kimberley im dünn besiedelten Nordwesten Australiens ist eine der ursprünglichsten Gegenden der Erde. Die junge Wissenschaftlerin Dr. Verena Schoepf trotzt allen hier lauernden Gefahren durch Krokodile und andere Raubtiere, denn sie sucht nach der letzten Chance für die weltweit sterbenden Korallenriffe. Wird sie hier, in dieser extremen Landschaft, so genannte Super-Korallen finden? Durch Gezeiten, die eine Tide bis zu 10 Metern erzeugen, sind die Korallen hier einem Hitzestress ausgesetzt, den keine andere Koralle der Welt überleben würde. Ein rettender Strohhalm für die immer wärmer werdenden Ozeane? Verena hofft mit den widerstandsfähigeren Korallen kranke Riffe wieder aufforsten zu können. Einen Ozean ohne Korallen kann und will sich die junge Wissenschaftlerin nicht vorstellen: „Das wäre wirklich ein verlorenes Paradies.“

Die deutsche Meeresbiologin Antje Boetius dringt mit einem internationalen Team von Wissenschaftlern in bisher kaum erforschte Gebiete tief in die Arktis vor. Ihr Ziel sind die dortigen Tiefsee-Hydrothermalquellen, die so genannten schwarzen „Raucher“. Die Wissenschaftler erhoffen sich von ihnen die Lösung für ein bedrohliches Phänomen: unvorstellbare Mengen des Klimagiftes Methan waren bisher sicher im gefroren Meeresboden gelagert. Durch die Erwärmung der Meere bis in die tiefsten Tiefen tritt das Gift in raschem Tempo in das Meerwasser und schließlich auch in unsere Atmosphäre aus. Antje Boetius hat nachgewiesen, dass an schwarzen Rauchern Bakterien leben, die ohne Sauerstoff Methan verzehren können. Was können diese Mikroben für die Rettung unseres Klimas bedeuten? Die Wissenschaftlerin ist angespannt, denn die Zeit drängt.

Die Südafrikanerin Dr. Sandy Thomalla hat ein dringendes Ziel: Sie möchte Klimamodelle entwickeln die wirklich aussagefähig sind, denn der Klimawandel bedroht die Sauerstoffversorgung unseres Planeten. Dafür muss die junge Frau die Zusammenhänge im Südpolarmeer besser verstehen. Denn dieser gefürchtete und stürmische Ozean nimmt den Löwenanteil des menschgemachten Kohlendioxids aus der Atmosphäre auf. Von entscheidender Bedeutung dafür ist Phytoplankton. Die Erwärmung und Versauerung der Ozeane hat die Anzahl dieser winzigen, aber für uns so wichtigen Organismen, allerdings empfindlich reduziert. Sandy Thomalla hat eine Methode entwickelt, mit der sie Satellitendaten zum Vorkommen des Phytoplanktons im eisigen Südpolarmeer viel genauer und besser analysieren kann. Sie gibt alles damit ihre Ergebnisse noch rechtzeitig kommen.