2 Schloss Neuschwanstein
10-3-21
Es scheint einem Märchen der GebrÃŧder Grimm entsprungen und steckt doch bis unter die Dachzinnen voll Technik, die zum Zeitpunkt der Errichtung des Baus topmodern war. Eine Telefonanlage, eine ToilettenspÃŧlung, ein Speiseaufzug - Raffinessen, die die Menschen des 19. Jahrhunderts in Staunen versetzten. Ein Traum in weià auf einem Bergplateau, das es bis dahin gar nicht gegeben hatte. Das gerade erfundene Dynamit sprengte eine Bergspitze ab und schuf so den Platz fÃŧr die Vision eines einzige Menschen: KÃļnig Ludwig II. von Bayern. Die Geschichte des Baus von Schloss Neuschwanstein ist eine Geschichte von Träumen und Illusionen, vom Sieg der Technik und vom Verlust der Macht. Schein und Wirklichkeit liegen nahe beieinander bei diesem Superbau des 19. Jahrhunderts. Vieles ist nur aus Gips und Pappe - eine Kulisse fÃŧr die Phantasien ihres Erbauers. Ludwig II. nutzt die MÃļglichkeiten, die ihm das industrialisierte Bayern bietet, zieht begabte Konstrukteure und Ingenieure fÃŧr seine Vorhaben heran. Doch er kleidet sich wie ein absolutistischer FÃŧrst und versinkt in einer Welt von germanischen Heldensagen und Märchen. FÃŧr seinen prunkvollen Thronsaal lässt er Stahlkonstruktionen verfÃŧgen, wie sie noch nie bei einem solchen Bauwerk verwendet wurden. Ein Thron steht darin bis heute nicht, denn Ludwig ging an seinen ÃŧbergroÃen Plänen und am Unverständnis seiner Umgebung zugrunde. Während er die Staatskasse wieder und wieder plÃŧnderte, um noch wahnwitzigere BauverfÃŧgungen zu erlassen, planten seine politischen Gegner die Entmachtung. Neuschwanstein und andere Phantastereien Ludwigs boten die willkommene Gelegenheit, den KÃļnig fÃŧr geisteskrank erklären zu lassen. Sein mysteriÃļser Tod im Starnberger See beendete auch sein Lieblingsprojekt. Neuschwanstein wurde in einer abgespeckten Version fertig gestellt und nur sechs Wochen nach Ludwigs Tod fÃŧr Besucher geÃļffnet, obwohl der KÃļnig verfÃŧgt hatte, dass kein Normalsterblicher es je betreten solle.