1 Wie erfinderisch Tiere sind
28.10.16
Biologen, Chemiker, Ingenieure und Mediziner können sich bei Pflanzen und Tieren eine Menge Tricks abschauen. Denn die Natur steckt voller Baumaterialien mit verblüffenden Eigenschaften und sie enthält so viele Wirkstoffe wie eine riesige Apotheke. So kann beispielsweise Schlangengift entweder tödlich wirken, oder lebensrettend: als Blutdrucksenker. Der Speichel von Vampirfledermäusen hemmt die Blutgerinnung, und der von Mücken wirkt betäubend. In Honigwaben und Schimmelpilzen finden sich Antibiotika. Seit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Wirkstoff Penicillin entdeckt und zu einem Medikament entwickelt wurde, konnten unzählige Arzneimittel aus natürlichen Wirkstoffen von Pflanzen, Mikroorganismen oder Tieren gewonnen werden. Bis heute sind über die Hälfte aller neu zugelassenen Medikamente im Grunde Naturstoffe. Tiere und Pflanzen haben aber auch biologisch abbaubare Imprägnierungen, Gleitmittel oder Klebstoffe entwickelt. Jedes Spinnennetz ist eine technische Meisterleistung. Und das verwendete Material schlägt alle von Menschen verwendeten Werkstoffe. Spinnenseide ist extrem elastisch und dabei, gemessen an ihrem Gewicht, stärker als Stahl. Außerdem ist sie wasserfest und dennoch biologisch abbaubar. In Schneckenschleim steckt Allantoin, das die Haut vor Austrocknung schützt. Diese Wirkung ließ die Kosmetikindustrie aufhorchen, und Anti-Aging-Gesichtscremes produzieren, die tatsächlich Schneckenschleim oder zumindest dessen Wirkstoffe enthalten. Und manche Amphibien können körpereigene Frostschutzmittel bilden, die sich die Medizin zu eigen machte, um Zellen und Organteile – wie zum Beispiel Herzklappen - tiefgefroren frisch zu halten.