Die Arbeit mit einer großen Anzahl von neuen Archivdokumenten führte zu unerwarteten Entdeckungen, die uns zwangen, die scheinbar bereits feststehenden Erkenntnisse zu überdenken, und Antworten auf die seit längerer Zeit uns quälenden Fragen gaben. Diesen neuen Erkenntnissen widmet sich das Buch. Es werden zum ersten Mal Dokumente veröffentlicht, welche die Umstände der Kolonistentransporte aus verschiedenen deutschen Hafenstädten nach Kronstadt und weiter zur Wolga aufzeigen. Hier ist die korrekte Chronologie der Seetransporte dargestellt, die sich deutlich von den bisher bekannten unterscheidet. Dies gilt nicht nur für das Datum, die Reihenfolge, die Schiffsnamen und die Namen der Kapitäne. Es stellte sich heraus, dass bei der Verschiffung der Kolonisten vom Frühjahr bis Herbst 1766 ein Dutzend Transporte mit tausend Menschen mehr durchgeführt wurde, als bisher angenommen.
Es wurden auch zahlreiche Listen gefunden, in denen die Namen der Kolonisten in ihrer Muttersprache geschrieben stehen. Es ist gelungen, die Originaldokumente aus dem 18. Jahrhundert zu entziffern, die manchmal in einer schwer leserlichen altdeutschen mit Latein gemischten Schnellschrift geschrieben sind. Weiter war es möglich, die Namen in ihrer ursprünglichen Form wieder herzustellen und die Ursachen der Fehler und der Ungenauigkeiten in den früher erschienenen Bücher nachzuvollziehen. Die neu gewonnenen Listen deutscher Kolonisten wurden mit denen in Deutschland, Russland und den Vereinigten Staaten bereits veröffentlichten verglichen. Das Material ist äußerst wertvoll für die Familienforscher.
Die Analyse der Archivdokumente ermöglichte es uns, das Organisationsbild der Verschiffung erster Siedler an die Wolga im Jahre 1766 zu rekonstruieren. Zum ersten Mal sind medizinische und demographische Merkmale des Kolonistenkontingents dargestellt. Es wurden Zahl der Züge der Kolonisten, ihre Anzahl, die Namen der Kommandanten des Konvois, Starttermine und Routen, sowie Umstände ihrer langen und beschwerlichen Reise festgestellt. Umfangreiches Material der namentlichen Kolonistenlisten mit einem alphabetischen Index, der etwa 5.000 Namen umfasst, steht im Anhang zur Verfügung.
Das Buch wird sowohl Freunden als auch Spezialisten auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaften insbesondere jedoch den Familienforschern nützlich sein.
IDT, Andreas – geboren 1955 in Russland, Dipl. Philosoph (St. Petersburger Universität, 1984)
RAUSCHENBACH, Georg – geboren 1945 in Moskau, Dipl. Biophysiker, Dr. rer. nat. (Moskauer Universität, 1976).
Beschäftigen sich mit der Familiengeschichtsforschung und mit der Geschichte der Wolgadeutschen. Autoren von „Die Berufer. Abenteurer der Aufklärung in Katharinas II Kolonisationsprojekt“, „Einige Kapitel aus der Geschichte des Kolonisationsprojekts von Katharina II. 1763-1775“, „ Deutsche Kolonisten auf dem Weg von St. Petersburg nach Saratow. Transportlisten von 1766-1767 “.