Das Kompendium fundiert damit nicht nur die Theorie der mediΓ€vistischen Sentenzen- und SprichwΓΆrterforschung neu, sondern rekonstruiert ΓΌber die Abbildung der einzelnen Belege hinaus werkimmanente βSentenzen-Netzwerke', die interpretatorisch von groΓer Bedeutung sind und aufzeigen, wie sehr im hohen Mittelalter schriftliterarische ErzΓ€hlhandlungen von mΓΌndlich vermittelten WertmaΓstΓ€ben und allgemeinem βWeltwissen' durchzogen sind. Die narrativ eingebetteten Sentenzen tragen maΓgeblich zur Lenkung des Lesers und zur semantischen Aufladung der Handlungselemente bei, indem sie allgemein akzeptiertes Orientierungswissen in die fiktionalen Texte integrieren und diese damit kausal bzw. ethisch autorisieren.
Durch die tabellarische Dokumentation des Materials geraten hier erstmals die QuantitΓ€t, aber auch die kommunikativen Leistungen der in die Romane eingearbeiteten Sentenzen systematisch in den Blick. Das Werk berΓΌcksichtigt die neueste Forschung zur Sprichwortforschung und ist ein wichtiges Hilfsmittel sowohl fΓΌr die Erforschung der berΓΌcksichtigten einzelnen Romane als auch der Poetik der epischen Literatur des Mittelalters im Ganzen. Neben dem eigentlichen Tabellenwerk stellt die ausfΓΌhrliche Einleitung die methodischen Grundlagen des Handbuchs sowie den gattungsgeschichtlichen und textpragmatischen Erkenntniswert des dokumentierten Textkorpus dar. Das aus einem DFG-Projekt hervorgegangene Kompendium ist eine Gemeinschaftsleistung der UniversitΓ€ten Bochum und MΓΌnster.
Manfred Eikelmann, Ruhr-UniversitΓ€t Bochum; Tomas Tomasek , WestfΓ€lische Wilhelms-UniversitΓ€t MΓΌnster.