Als der Fotograf Clemens Lang eine unerwartete Einladung zu einer Tagung irgendwo im Orient erhält, fühlt er sich enorm geehrt. Doch was ihm zunächst als verlockender Ausbruch aus dem Alltag erschien, entpuppt sich als Albtraum. Denn schon am Flughafen begegnet er einem seltsamen Fremden, der von da an sein hartnäckiger Begleiter wird. Selbst am Tagungsort taucht er in einem fort auf und führt dem Fotografen eine Welt vor, die undurchschaubaren Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Und während Clemens Lang auf dem Kongress bald der Kopf schwirrt angesichts der hitzigen Diskussionen über Wahrnehmung und Wahrnehmungsgeschichte sowie über die Folgen der Digitalisierung für das Spannungsverhältnis von fotografischer Abbildung, Wirklichkeit und Kunst, wird er zugleich unbarmherzig konfrontiert mit sich selbst, seinem Kunstverständnis und seinem Verhältnis zu Gesellschaft und Leben. Bildgenau und mit höchster sprachlicher Sensibilität erzählt Christian Haller die Geschichte eines Mannes für den eine Reise in die Welt zu einer zutiefst verstörenden Begegnung mit sich selbst wird. Es ist ein Roman über die Kunst und das Leben, über die Bilder, die wir uns von der Welt machen, und über die Manipulation unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit, über das Sehen und das Wegschauen und über die blinden Flecken in unserem Auge.
Christian Haller wurde 1943 in Brugg, Schweiz, geboren, studierte Biologie und gehörte der Leitung des Gottlieb Duttweiler-Instituts bei Zürich an. Er wurde u. a. mit dem Aargauer Literaturpreis (2006), dem Schillerpreis (2007) und dem Kunstpreis des Kantons Aargau (2015) ausgezeichnet. Zuletzt ist die Novelle »Sich lichtende Nebel« erschienen, für die er den Schweizer Buchpreis 2023 erhielt. Christian Haller lebt als Schriftsteller in Laufenburg.