Der Fall Kallmann: Roman

· btb Verlag
4,2
4 Rezensionen
E-Book
576
Seiten

Über dieses E-Book

Wie lebt es sich im Schatten eines Mordes?

Wer war Eugen Kallmann? Warum musste der beliebte Gesamtschullehrer in der beschaulichen schwedischen Kleinstadt sterben? Wirklich nur ein Unglücksfall, wie die Polizei behauptet? Als sein Nachfolger im Schwedischunterricht, Leon Berger, nach der langen Sommerpause seinen Dienst antritt, findet er im Pult unter Kallmanns Sachen eine Reihe von Tagebüchern, die sich als eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit entpuppen und ihn schon bald daran zweifeln lassen, dass sein Vorgänger tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist. Denn in seinen Einträgen behauptet Kallmann unter anderem, er würde die Gabe besitzen, in den Augen anderer Menschen erkennen zu können, ob sie gemordet haben. Und er scheint in den letzten Monaten seines Lebens einem nie entdeckten und nie gesühnten Verbrechen auf der Spur gewesen zu sein. Leon Berger will den Fall Kallmann lösen – seine privaten Ermittlungen setzen etwas in Gang, das schließlich die ganze Kleinstadt erschüttert.

Bewertungen und Rezensionen

4,2
4 Rezensionen
RenéeSophie Schröder
25. November 2017
Ein Buch wie ein Gedächtnisprotokoll, scharfsinnig und spannend persönlich. Kallmann hat keine Freunde. Kallmann ist für die anderen schwer zu erfassen. Sie wollen eine Statue für Kallmann erbauen. Kallmann war etwas auf der Spur. Ich bin ein großer Fan von Håkan Nesser und seiner Art zu schreiben und wurde hier nicht enttäuscht. Es geht im gesamten Buch um den Mythos Kallmann, den es zu ergründen gilt - was ich als spannende Idee empfand. Ähnlich eines Puzzlebildes, das der Leser mit jedem Kapitel und Detail mehr zu vervollständigen sucht. Der Leser erlebt im Buch abwechselnde personale Perspektiven, die ich als gut ausgearbeitete eigenständige Persönlichkeiten erlebte. Jede einzelne mit verschiedenen Motiven und besonders interessanten Blickpunkten ausgestattet, sodass man auch von Schlüsselpersonen sprechen könnte. Der Schreibstil mutete wissenschaftlich, analytisch, ja nahezu in akribischen Schilderungen an, ganz Nessers Stil bisher kennengelernten Schriften entsprechend. Was den Spannungsbogen des Krimis angeht hat mir dessen Aufbau gefallen. Nur das Ende war mir an einigen Stellen zu langatmig, darauf folgte jedoch eine ausgesprochen unerwartete Wendung, die diese Langatmigkeit in meinen Augen wieder wettmachen konnte. Eines der zentralen Themen im Buch bildete, passend zur derzeitigen Problematik, der Umgang mit Nationalsozialistischem Gedankengut und damit aufkommende Konflikte. Eine gewisse Moralvorstellung war zwischen den Zeilen zu lesen, allerdings nichts weltbewegend Neues. Mein Highlight bilden die Tagebucheinträge Kallmanns und andere Rückblicke, die die Handlung unterbrechen und den Blickwinkel auf andere Puzzleteile lenken. Damit verbunden ist auch das Leser tief eintaucht in die verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen der Geschichte. Ich mochte diese psychologisch angehauchte Betrachtungsweise sehr. Insgesamt ein gelungener Krimi, der auf vielen Seiten (fast 600) nicht nur ein Schicksal in seinen Einzelheiten beleuchtet, sondern einen ganzen Strudel von Ereignissen, neuen wie vergangen, mit sich ans Licht zieht. Ich könnte mir vorstellen das dem ein oder anderen das Theoretische der vielen verschiedenen Gedanken im Buch nicht gefällt, aber mir hat diese Analytik zugesagt.
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Ein Google-Nutzer
27. Dezember 2017
Gelungen Ich habe neben den Van-Veeteren-Krimis schon viele andere Bücher von Hakan Nesser gelesen und auch dieses hat meine Erwartungen voll erfüllt. Irgendwas an seinem Schreibstil spricht mich an und ich finde die Charaktere, die er geschaffen hat, sehr gelungen. Ein Beispiel für seine sprachliche Besonderheit habe ich mir rausgeschrieben; es beschreibt einen Augenblick: >> Ein Jetzt, das sich nicht damit begnügt, eine schnell vergessene Hängebrücke zwischen damals und später zu sein, zwischen vorher und nachher, sondern die Taue zu beiden Ufern kappte und frei dahintrieb. >> Ich würde dieses Buch nicht Krimi nennen: Es dreht sich zwar um einen "Fall Kallmann", dabei werden aber eher die Verwicklungen und Vergangenheiten der beteiligten Personen als Roman betrachtet. Alle Teile der Geschichte werden in der Ich-Form erzählt, beginnend aus der Sicht von 4 Personen, 3 Lehrer und eine Schülerin, später gibt es noch zwei weitere Erzähler. Nachdem ich mich an den gleichmäßig-wechselnden Rhythmus der Erzählenden gewöhnt hatte, war ich gefesselt von der puzzle-artigen Aufklärung der Geschehnisse. Für mich eine gut erzählte Geschichte.
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Christof Renken
22. Oktober 2017
Vielschichtige Unterhaltung mit starken Charakteren "Der Fall Kallmann" von Håkan Nesser erweckt in Tagebuchform ganz besondere Charaktere zum Leben. Sie sind besonders tiefgründig und menschlich beschrieben. Die gefundenen Tagebücher des Eugen Kallmann lassen Zweifel entstehen, ob er wirklich einem Unglück zum Opfer fiel. Der Lehrer Leon Berger und seine Mitstreiter versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Die schwedische Kleinstadt K. ist dabei ebenso sympathisch beschrieben, wie die Handlung. Sie lebt zweifellos von den Eindrücken und Gedanken der Charaktere. Ich empfand diesen Roman sehr vielschichtig und tiefgehend. Als Leser kann man sich von dieser rätselhaften Geschichte hervorragend mitreißen lassen.
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Autoren-Profil

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und mehrmals erfolgreich verfilmt worden. Håkan Nesser lebt in Stockholm und auf Gotland.

Paul Berf, geboren 1963 in Frechen bei Köln, lebt nach seinem Skandinavistikstudium als freier Übersetzer in Köln. Er übertrug u. a. Henning Mankell, Kjell Westö, Aris Fioretos und Selma Lagerlöf ins Deutsche. 2005 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.

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