Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Kunst - Malerei, Note: 1, UniversitΓ€t Wien (Institut fΓΌr Kunstgeschichte ), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit ist schwerpunktmΓ€Γig den Materialbildern von Antoni TΓ pies von 1954 bis in die 1970er Jahre gewidmet. Eingangs wird die Entwicklung von TΓ pies FrΓΌhwerk ab 1946 skizziert. Besonders herausgestellt werden hier die Beziehungen der frΓΌhen magisch-visionΓ€ren und mythischen Formulierungen des KΓΌnstlers zum Symbolismus sowie seine im Zusammenhang mit dem Protest gegen das Franco-Regime sich vollziehende Hinwendung zum Surrealismus. Wichtige Bezugspunkte von TΓ pies sind hier neben der katalanischen Tradition (Ribera und Ribalta) die Kunst von DalΓ, MirΓ³, Max Ernst und Paul Klee. Ab 1952 arbeitet TΓ pies dann zunehmend abstrakt und experimentiert mit verschiedenen Texturen β bis dann 1954 der kΓΌnstlerische Durchbruch zu den wandartigen Materialbildern erfolgte (katalan. TΓ pia/pl. TΓ pies = Lehmwand bzw. Gartenmauer). Die beiden Kapitel des Mittelteils der Arbeit thematisieren zunΓ€chst die Wahrnehmung der Materialbilder, ihre perzeptive AmbiguitΓ€t und Zeitlichkeit. Im Folgenden gilt das Interesse dann der Formlosigkeit und Deformation der βniederen Motiveβ dieser Malerei. TΓ pies wird in Verbindung mit Batailles informe und der Bedeutung des Niederen, des AbstoΓenden und des bas realisme im Werk von Man Ray, Abac, Boiffard und Brassai und die BeschΓ€ftigung des KΓΌnstlers mit Magie und dem Okkulten wird unter Hinweis auf den groΓen Katalanen Raimundus Lullus diskutiert. Im abschlieΓenden Kapitel werden die Materialbilder von TΓ pies als Archive der kollektiven Erinnerung aufgefasst. Im Anschluss an Adornos Γberlegungen zur Geschichtlichkeit des Materials und an die Positionen von Halbwachs und Assmann zum kollektiven bzw. kulturellen GedΓ€chtnis wird die Erinnerungsarbeit der Materialbilder herausgestellt, ihr zeichenhaftes Eingedenken der Kultur Kataloniens und seiner Geschichte (etwa im Spanischen BΓΌrgerkrieg), ihre QualitΓ€t als βemblematische und heraldische Historienbilderβ. Neben erhellenden Analysen einzelner GemΓ€lde, werden die zentralen QualitΓ€ten der Materialbilder theoretisch produktiv kontextualisiert, indem etwa Formlosigkeit, die Spannung von Form und Materie sowie die Wahrnehmung dieser Malerei, ihr offener Charakter und ihre Dimension als βErinnerungsraum kultureller IdentitΓ€tsstiftungβ im RΓΌckgang auf die hier jeweils wichtige theoretische Positionen (Bataille, Bachelard, Merleau-Ponty, Eco und Halbwachs/Assmann) diskutiert werden.