Seit 2004/05 sammelt der Künstler Dinh Q. Lê Aquarelle, Tinten- und Tuschezeichnungen von Vietcong-Künstlern aus Nord- und Südvietnam. In seinem Notizbuch beschreibt er im Interview mit Carolyn Christov-Bakargiev die historischen und autobiographischen Zusammenhänge seiner intensiven Sammelleidenschaft. Gemeinsam mit seiner Familie flüchtete er 1978, im Alter von 10 Jahren, vor der kommunistischen Regierung und der Roten Khmer aus seiner Heimatstadt Hà Tiên . Nach fast 20 Jahren in den USA kehrte Dinh Q. Lê 1997 dauerhaft nach Vietnam zurück. Die Zeichnungen, die er in seine Sammlung aufgenommen hat, haben einen melancholischen Charakter. Sie zeigen Menschen in einer idealisierten Landschaft, als ob sie im Krieg nach Alltäglichkeit und Naturverbundenheit suchten. Diese sehr persönlichen Skizzen und ihre Politik der Form setzen den »offiziellen« Bildern eine andere Realität entgegen, sie offenbaren eine Situation kollektiven Wartens, eine Sehnsucht, die die Menschen vereinte.
Dinh Q. Lê (*1968) ist Künstler und lebt und arbeitet in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam.
Carolyn Christov-Bakargiev (*1957) ist künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13).
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