Tiefe: Kulturgeschichte ihrer Konzepte, Figuren und Praktiken

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· Walter de Gruyter GmbH & Co KG
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Was kann die kulturwissenschaftliche Rekonstruktion und Reflexion von Figuren und Narrativen, von Konzepten, Medien und Praktiken der Tiefe leisten, was soll sie leisten?
Die Tiefe zählt zu den ältesten und wichtigsten Metaphern der Kulturgeschichte. Dies verdankt sie ihrer engen Bindung an Konzepte von Wahrheit und Erkenntnis, Ursprung und Seele, Substanz und Grund, an Vorstellungen von Subjektivität, emotionaler Intensität und Echtheit. Diesen positiven Konnotationen stehen freilich ebenso zahlreiche negative Aufladungen gegenüber, in denen die Tiefe – die ikonographische Tradition von Hades und Hölle fortführend – als Projektionsraum für das Dunkle, Irrationale und Bedrohliche, für unkontrollierbare Kräfte dient. Diese konkurrierenden Besetzungen der Tiefe bestimmen sie zu einer hoch ambivalenten Figur, in der individuelle und kollektive Sehnsüchte nach einem Sicherheit, Gewissheit und Identität verbürgenden Grund auf Ängste vor verschiedenen Spielarten des Abgrunds treffen – eines Raums, der in der Geschichte der Neuzeit zu einem wachsenden, schrittweise säkularisierten Zielgebiet von Praktiken der instrumentellen Vernunft avanciert.
Nicht weniger ambivalent sind die Kodierungen eines zentralen, mit der Tiefe verknüpften Motivs – der Höhle, die ebenfalls verlangt, die spannungsreichen Verflechtungen zwischen literalen und metaphorischen, praktischen und theoretischen Dimensionen der Tiefe zu analysieren. Aus zivilisationsgeschichtlichen Gründen zunächst als Rückzugsort und Schutzraum, als sicheres Gehäuse und Sehnsuchtsort positiv konnotiert, fungiert die Höhle spätestens seit Platon zugleich als Sinnbild einer be- und gefangenen Erkenntnis und eröffnet damit die Geschichte epistemologischer Debatten über Wurzel und Rhizom, Ursprung und Hybridität.

Ziel des vorliegenden Bandes ist es, die Funktion der Figur der Tiefe in kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge der Vergangenheit wie der Gegenwart zu erkunden und das historiografische wie theoretische Potenzial des interdisziplinären, kulturwissenschaftlichen Gegenstands aufzuzeigen.

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Dorothee Kimmich, Universität Tübingen; Sabine Müller, Universität Wien, Österreich.

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