Nickel möchte groß herauskommen in diesem Sommer. Zunächst aber fällt er durch die Matheprüfung und tritt seine Lehre nicht an. Wer keiner geregelten Arbeit nachgeht, fällt in der DDR auf. Der Abschnittsbevollmächtigte kümmert sich schon um ihn, mehrmals wird er vom Amt für Arbeit vorgeladen. Da hilft ihm auch nicht der gute Ruf der Eltern und Großeltern. Groß und stark fühlt er sich an der Seite des Mädchens Kora,aber sie sagt ihm, dass sie nicht nur ihn liebt. LESEPROBE: Der Wind pfeift aus Wolkenlöchern, als sich die Verschwörer treffen. Nickel kommt sich nicht gemein vor, weil er zu James, den Kora doch bestellt hat, sagt: „Wir brauchen dein Motorrad nicht, eine Taxe wird kommen.“ Kora protestiert, aber James sagt: „Lass, es ist besser so, und ich muss mich ohnehin noch spritzen, habe es einmal heute vergessen.“ Nickel bekommt einen kleinen Schreck. Spritzen? Also süchtig? Die Taxe kommt. Der Fahrer ist ungeduldig, er hat noch andere Bestellungen. Oma klettert gleich nach hinten. Nickel verstaut mit dem Fahrer die Koffer und Taschen. Und James sagt zu Kora: „Fahr mit, hab dich nicht so, eine alte Frau auf dem Motorrad, was soll das.“ Primasz steht im Tor und hebt die rechte Hand zu einem magischen Zeichen und macht ein trauriges Gesicht. Sie sind schnell auf dem Spionskopf. Als sie ankommen, bricht die Sonne durch die Wolkendecke, ein guter Wink, der Himmel blinkt seine Zeichen: In Ordnung, willkommen, alles okay, die Welt ist offen. Oma bemerkt nicht einmal, dass Nickel gestern die Kachelöfen geheizt hat. Sie geht, als müsste das so sein, in der wohligen Wärme durch ihr Häuschen, von Zimmer zu Zimmer. „Wie durch ihr Leben geht sie“, flüstert Kora. Ist auch so. Überall sieht sie Bilder, erinnert sie sich. Das Foto. „Goldene Hochzeit, da hat Jan mit allen Frauen getanzt, nur mit mir nicht, ich konnte schon damals mit den Beinen nicht mehr so richtig.“ Ein Kistchen aus Sperrholz. „Hat er gemacht, für sein Rasierzeug, das gehört nun dir, Nickel.“ Darüber kann Kora nur lachen, denn Nickel ist glatt im Gesicht, zu seinem Kummer. Jans Schnitzmesser, Jans Handwerkszeug, Jans Abschiedsgeschenk von der Reichsbahn, Jan mit seinem Vater in der Uniform eines Infanteristen des ersten Weltkrieges. „Zwei Wochen später fiel sein Vater, und Jan wurde achtzehn Jahre alt und erhielt das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.“ Der vertrocknete Hochzeitsstrauß. „Es war so kalt, dass es hier oben kein Wasser gab und Spatzen steif von den Ästen fielen.“