Ich habe die Aufforderung zum Haftantritt seit Wochen erwartet, Tag fÃŧr Tag, Stunde fÃŧr Stunde, aber da ich sie nun wirklich in der Hand hielt und den Befehl las, daà ich mich spätestens am 20. Juni, bis abends sechs Uhr beim Gerichtsgefängnis Greifswald zu melden habe, fÃŧhlte ich plÃļtzlich mein Herz wie unsinnig klopfen. Ich glaube, ich habe versucht, einige Witze zu Kagelmacher zu machen, die wohl ein wenig schief herauskamen. Dann bin ich in den Garten gegangen und habe mich in die Sonne gelegt. Noch zehn Tage hatte ich Zeit. Und trotzdem ich mich bis zur Stunde am meisten vor dem Entbehren von Zigaretten und Alkohol gefÃŧrchtet hatte, waren es doch nicht diese, die ich in den mir verbliebenen Tagen noch besonders wahrnehmen wollte, sondern das war es: Liegen in der Sonne, Meergeschmack und das Erschauen einer schÃļnen Menschengeste. Und es war vielleicht darum, daà ich mir an Km.'s Liebesgeschichte wie beteiligt vorkam, daà es mir genÃŧgte, das BewuÃtsein solcher Liebe mitzunehmen in die Eiszeit von sechs Monaten. Daà ich erst wieder am 20. Dezember frei sein wÃŧrde, daà ich den ganzen Sommer, den ganzen Herbst vergessen wÃŧrde, das schmerzte besonders. Wenn wir zusammen auf das Feld hinausgingen und Km. sich darÃŧber freute, daà die Kartoffeln so stark in der letzten Nacht gewachsen waren, dachte ich nur daran, daà ich sie nicht blÃŧhen, nicht abwelken, nicht geerntet sehen wÃŧrde. Als ich am letzten Tage Ãŧber das frisch gepflanzte Kohlfeld ging, dessen Pflanzen schlaff und verwelkt auf der Seite lagen, fiel mir ein, daà die ein ganzes Leben haben wÃŧrden, während ich â Eiszeit. Steinzeit. Denn dort lebt man nicht, nicht wahr? Es ist wie eine Pause, plÃļtzlich ist das eigene Leben zu Ende, nun muà man das Leben irgendeines andern fÃŧhren, ein fremdes, befohlenes Leben â wer aber wird man dann am 20. Dezember sein, der von frÃŧher? Oder ein ganz anderer? Dazu kamen die Sorgen, ob es mÃļglich sein wÃŧrde, die Eltern Ãŧber den Aufenthaltsort im unklaren zu lassen. Ich habe ...