Hrach Bayadyan, einer der führenden Kulturkritiker aus Armenien, konzeptualisiert in seinem Notizbuch » das Postsowjetische « neu. In Anlehnung an den Soziologen Manuel Castells warnt er davor, dass dieser Begriff allein noch nichts hieße, außer » Ex « zu sein und eine Distanz zur sowjetischen Vergangenheit zu besitzen. Vor dem spezifischen Hintergrund der Geschichte Armeniens und seiner jahrhundertelangen Kolonisierung nähert sich Bayadyan der besonderen armenischen Situation und betrachtet sie im Licht postkolonialer Theorien. Der fehlende Dialog mit der Vergangenheit hat die ostarmenisch-westarmenischen beziehungsweise sowjetarmenisch-diasporaarmenischen Unterschiede bisher ausgeblendet. » Postsowjetisch werden « stellt demnach das Projekt dar, mit dem Schreiben und Sprechen » aus dem Inneren « dieser Verwicklung zu beginnen.
Der Kulturkritiker Hrach Bayadyan (*1957) lebt und arbeitet in Jerewan; er lehrt Medien- und Kulturwissenschaft an der Yerevan State University.
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