Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Hamburg (Institut für Politische Wissenschaft), Veranstaltung: Politische Anthropologie, Sprache: Deutsch, Abstract: „Economists are good at many things, but arguing for a particular conception of the ultimate ends of human life does not seem to be among them (Nussbaum 2000: 107).” Martha Nussbaum argumentiert gegen die ökonomische Position, ein gutes menschliches Leben ausschließlich an monetären Faktoren messen zu können (Vgl. Nussbaum und Sen 1993: 1). Stattdessen sucht sie nach einer Bestimmung eines guten und lebenswerten menschlichen Lebens abseits der ökonomischen Theorien und legt eine Antwort in Form des aristotelischen Sozialdemokratismus (ASD) vor. In dieser Arbeit geht es um die Frage, inwieweit Martha Nussbaums ASD eine valide Interpretation Aristoteles‘ Vorstellung einer idealen Polis entspricht. Meine Arbeit wird sich vor allem auf Nussbaums Wirken in den 1990er Jahren und den beginnenden 2000er Jahren fokussieren, da sie diese Phase im Besonderen der Erforschung des guten Lebens widmete. Die Untersuchung auf weitere Episoden Nussbaums Schaffen auszudehnen, hieße, zahlreiche Wandlungen in ihrem Denken nachzuzeichnen. Meine bewusst vorgenommene Reduktion erlaubt es mir, Nussbaums Position aus dieser Episode in aller Deutlichkeit anderen Autoren gegenüberzustellen . Mit der Namensgebung ASD wird deutlich, dass Nussbaum ein Programm verfolgt, das sich an dem Denken Aristoteles‘ orientiert. Aufgrund der enormen Wirkmächtigkeit von Aristoteles Schriften, ist es kaum verwunderlich, dass Nussbaums Aristotelesinterpretation viele Kritiker findet (Vgl. u.a. Sturma 2000: 257). Manuel Knoll -der sich ihnen einreiht- stellt eine kritische Frage, der ich im Laufe dieser Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven nachgehen möchte: „Ist Nussbaums Auffassung wirklich zutreffend, daß Aristoteles als Vordenker eines sozialdemokratischen Politikverständnisses begriffen werden muss (Knoll 2009: 15)?“ Um diese Frage beantworten zu können, werde ich die Frage klären, ob Aristoteles‘ Denken überhaupt demokratisch zu nennen ist. Erst wenn diese Klärung vorgenommen ist, ließe sich die berechtigte Frage stellen, ob Aristoteles als Sozialdemokrat zu bezeichnen ist und ob sich Martha Nussbaum wissenschaftlich haltbar Aristoteles‘ Denken bedient hat. Nach Veröffentlichung ihres ASD in „Gerechtigkeit oder das gute Leben“ im Jahr 1999 haben sich Anfang des neuen Jahrtausends besonders in der angloamerikanischen wissenschaftlichen Debatte zahlreiche Kritiker gefragt, ob Nussbaum in treffender Weise auf Aristoteles Bezug nimmt (Vgl. Arneson 2000; Mulgan 2000; Antony 2000). [...]