Zu müde, um zu kämpfen
Während der OP gibt ein Arzt viel zu schnell auf
Karin Graf
Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau ist das Leben für den jungen Mediziner Timo ohne jeden Sinn. Mit ihr hatte er doch noch so viel vor: eine Familie gründen, das Leben auskosten. Was soll er jetzt noch auf dieser Welt?
Einzig die Arbeit in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik hält den Arzt davon ab, vollkommen in seinem Leid zu versinken. Hier wird er gebraucht, hier kann er anderen Menschen helfen.
Zuerst sieht es ganz danach aus, als wäre die Verantwortung in seinem Job wirklich Timos Rettung. Während er sich um seine Patienten kümmert, kann er seinen eigenen Schmerz vorübergehend verdrängen. Doch dann kommt es zu einem furchtbaren Zwischenfall.
Im OP liegt ein zwölfjähriges Mädchen, das nach einem tragischen Sturz aus einem fahrenden Zug schwerste Kopfverletzungen erlitten hat. Der Schädel ist mehrfach gebrochen, und auch ansonsten scheint an dem Kind kaum etwas heil geblieben zu sein. Timo ist wild entschlossen, die Kleine zu retten. Doch als er gerade mit der Operation beginnen will und in das Gesicht des bewusstlosen Mädchens blickt, ist er plötzlich wie erstarrt. Sein ganzer eigener Kummer überrollt ihn gnadenlos. Eine lähmende Müdigkeit überfällt ihn, er fühlt keinerlei Energie mehr in sich. Diesen Kampf um das Leben der jungen Patientin kann er einfach nicht führen. Er hat keine Kraft mehr dafür ...