Unschlüssig blickt Dr. Peter Kersten auf die junge Frau vor ihm. Das Gesicht kommt ihm irgendwie vertraut vor. Doch erst als sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkt, ist ihm klar, wen er hier vor sich sitzen hat. "Das Mädchen mit den sieben Leben!", sagte er leise. "Lilly, nicht wahr?" Es ist viele Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hat. Damals hatte sie dünne Rattenschwänze, knochige Schultern, Knubbelknie und spitze Ellbogen. Seitdem hat sie sich in eine bildschöne Frau verwandelt. Nur das breite, strahlende Lächeln, das ist gleich geblieben.
Als er an diese Zeit zurückdenkt, tauchen schlimme Verletzungen vor dem inneren Auge des Notarztes auf. Gebrochene Knochen, Hämatome, blutige Wunden.
"Ja. Als Sie mich das letzte Mal gerettet haben, sagten Sie, ich hätte sieben Leben", erinnert sich Lilly. "Sechsmal wäre ich beinahe gestorben. Eines habe ich also noch übrig. Und auf das werde ich gut aufpassen."
Dr. Kersten ist erleichtert, seine frühere Patientin so munter zu sehen. Doch nur wenige Stunden später trifft er erneut auf Lilly. Sie wird mit gellendem Martinshorn in die Sauerbruch-Klinik gebracht. Als der Notarzt sieht, in welch furchtbarem Zustand sie sich diesmal befindet, ist ihm auf der Stelle klar, dass es schon ein Wunder bräuchte, um Lilly noch ein siebtes Mal zu retten ...