Zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau verlässt ein Mann sein Zuhause und unternimmt auf einer längeren ziellosen Wanderung den Versuch einer späten Selbstfindung. In acht langen Briefen und einem Stoß Karten, die er an seine Tochter schreibt, erinnert er sich an deren einstige Drogenkarriere, spricht erstmals über den Unfalltod seiner Frau und denkt vor allem zurück an eine in der Kindheit erlebte Bombennacht im Zweiten Weltkrieg, an deren katastrophalen Verlauf er eine Mitschuld trägt, die er sein ganzes Leben lang erfolgreich verdrängt hat. Die späte Selbstfindung des Mannes wird dabei zunehmend identisch mit dem Versuch, eine andere Sprache zu sprechen, um so zu einem anderen Bewusstsein über sich selbst und über sein Leben zu gelangen. Nachtfalter werden dabei Anlass der unmittelbaren Lebenserinnerung und verweisen gleichzeitig auf die andere Seite der Sprache, auf ihre Metaphorizität und Intentionslosigkeit, in die zurück- oder heimzukehren mehr und mehr das eigentliche Ziel des Wanderers zu werden scheint.