Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Beziehungen und Familie, Note: 2,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die Familie ist wohl genau so alt wie die menschliche Kultur. Ja, man könnte mit einem gewissen Recht auch die Meinung vertreten, Familie und Ehe seien älter als die menschliche Kultur.“, schreibt René König. Auch im alltäglichen Verständnis wird Familie als statisches Gebilde angesehen. Auch in der historischen Familienforschung wird oft der soziokulturelle Kontext außer Acht gelassen. Doch da Familie ein soziales Gebilde ist, wird sie stark beeinflusst von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Strukturen. Alle Lebensformen einer Gesellschaft sind abhängig von der materiellen Produktion. Somit unterschieden sich je nach sozialer Schicht und Erwerbsquelle die jeweiligen Beziehungen der Familienmitglieder, die Sozialisation, die familiären Rollen und entsprechend das Alltagsleben gravierend voneinander. Auch die Ehe war somit großen Differenzierungen unterworfen. Durch Modernisierungsprozesse wie Urbanisierung und Industrialisierung entstanden immer mehr Möglichkeiten, seinen produzierenden Beruf getrennt vom Haushalt auszuüben. Durch diese Trennung konnte sich die Privatisierung der Familie erst entwickeln. Nicht zu unterschätzen ist hierbei das Entstehen und Wirken des „bürgerlichen Familienideals“. Dieses Leitbild, das neben der Liebesehe u.a. auch die Konzentration auf Kinder mit einschloss, entwickelte sich schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Doch erst durch Prozesse wie Vergesellschaftung und Ausdifferenzierung des Bereichs „Familie“ im Laufe des 19. Jahrhunderts konnte das Ideal seine Wirkung auf weitere Teile der Bevölkerung ausdehnen. Der eigene Wohnbereich wurde zum ersten Mal zu einem intimen Raum, in dem persönliche, intensive Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern stattfinden konnten. In diesem Zusammenhang kann auch die Aufwertung des emotionalen und sexuellen Verhältnisses zwischen den Ehepartnern verstanden werden. So vereinheitlichte sich die Produktion in großen Teilen der Gesellschaft und die Familienstrukturen schienen sich aus heutiger Betrachtung anzugleichen. Dennoch betraf diese Entwicklung hauptsächlich Schichten, bei denen die Trennung der Intimsphäre von der Produktion tatsächlich wirtschaftlich realisierbar war. Dieser Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Erfordernissen, Produktion, Eheideal und Eherealität wird verdeutlicht am Beispiel der unterschiedlichen Kriterien zur Wahl des Ehepartners in verschiedenen Schichten der deutschen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.