Noch ein Buch über Israel -muss das denn sein? Wo es doch unendlich viele Reiseführer, Bildbände, Erlebnisberichte und politische Analysen gibt. Aber wer weiß noch, wie dieser Staat in seinen Anfangsjahren war, voller Hoffnung und Erwartung? Dies ist die nostalgische Erinnerung an diese Zeit. Die Generation des Autors war die erste aus Deutschland, die damals unbefangen, aber durchaus im Bewusstsein einer kollektiven Mitverantwortung für geschehene Verbrechen, in das ferne unbekannte Israel fuhr und überwältigt wurde von der Herzlichkeit und dem schmerzhaft intensiven Interesse seiner Bewohner an allem, was eine neue, unbelastete Jugend aus Deutschland berichten konnte. Wenn heute aus dieser Generation Kritik geübt wird an der derzeitigen Politik der israelischen Regierung, so ist das nicht etwa "Antisemitismus", sondern Ausdruck einer tiefen Sorge, dass das Land, in das man sich damals verliebt hat, seine Zukunft verspielen könnte. Wenn auch der Traum des kürzlich verstorbenen Uri Avnery von einem friedlichen Nebeneinander zweier Staaten, eines israelischen (nicht nur jüdischen) und eines palästinensischen, geeint durch gemeinsame wirtschaftliche, geopolitische und ökologische Interessen, in immer weitere Ferne rückt und nur noch durch ein Wunder verwirklicht werden könnte, so hat doch auch einst schon der Staatsgründer und Ministerpräsident David Ben Gurion gesagt: "Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist!"