Der moderne Dichter in vormoderner Gesellschaft - Zur Position des Protagonisten zwischen Mäzenatentum und künstlerischer Autonomie in Goethes 'Torquato Tasso'

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Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Goethe: Dramen der Weimarer Zeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Goethes „Torquato Tasso“ gilt als erstes Künstlerdrama der Weltliteratur. Nie zuvor ist die Existenz eines Künstlercharakters als Grundgedanke einer dramatischen Dichtung problematisiert worden. 1 Die neuartige Konzentration auf die Innerlichkeit und die damit einhergehende Armut an äußerer Handlung rief unter den zeitgenössischen Kritikern bei aller Anerkennung auch tadelnde Töne hervor. So kommt ein Rezensent der Leipziger „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften“ im Jahre 1790, also ein Jahr nach der Drucklegung zu dem Ergebnis, „Torquato Tasso“ sei kein eigentliches „Drama in Aristoteles’ Sinn“, sondern „nichts weiter [...] als eine dramatische Schilderung eines Charakters“. 2 Neben der Konzentration auf die Innerlichkeit des Protagonisten ist die zeitliche Situierung des Dramas von zentraler Bedeutung. Es ist, wie Borchmeyer formuliert, „am fiktiven Schnittpunkt zweier Zeitalter angesiedelt.“ Dabei entscheidend ist „die Spannung zwischen der vo m ästhetischen Autonomieprinzip bestimmten (bürgerlichen) Poesie respektive Dichterexistenz und der (feudal- )höfischen Welt mit ihren spezifischen Ansprüchen an die Künste und den Küns tler“.3 Schon die ältere Forschung, insbesondere die bedeutende Monographie von Wolfdietrich Rasch (1954) und die Tasso-Interpretation von Wilkinson (1962), hat Tasso als beispielhafte Dichterfigur gedeutet. Dabei versteht Rasch die Dichterkrönung als eigentlichen Anstoß der dramatischen Handlung, die die „rätselvolle, schwer durchschaubare“ Problematik des Künstlers und seine tragische Existenz veranschauliche.4 Hierbei aber wurde die Bedeutung der höfischen Umwelt mit ihrer spezifischen Erwartungshaltung nicht ausreichend aufgearbeitet. Die Hofwelt erscheint nur als Hintergrund und Widerstand.5 Gerhard Kaiser (1977) stellt in seiner Studie erstmals den Konflikt von Dichter und Gesellschaft in den Mittelpunkt. Er greift dabei die von Rasch und Wilkinson vorgebrachten Deutungen Tassos auf, verfeinert sie aber, indem er Tasso nicht nur als paradigmatischen Dichter, sondern als einen spezifisch modernen Dichter versteht. [...] 1 Vgl. Borchmeyer (1982) S. 139 f. und (1998) S. 168 f. 2 Rezension der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften (Leipzig, 1790); zit. nach HA (2000) Bd. V, S. 501. 3 Borchmeyer (1982) S. 139 f. 4 Vgl. Hinderer (1997), S. 243. 5 Kaiser (1977), S. 175 f.

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