Verstehen, Erleben, Genießen: Angesichts der dreifachen Aufgabenbestimmung in der Bildtheorie der Frühen Neuzeit erhält der nachtridentinische Streit, ob das katholische Sakralbild vor allem sichtbare Predigt oder Kunstwerk sei, eine neue Erklärung und die auf der traditionellen Predigtlehre beruhende Schlichtungsformel (Consensus universalis) erstmals kunsthistorisches Gewicht. Eine eingehende Rekonstruktion der inhaltlichen, emotionalen und ästhetischen Rezeptionsangebote der Antwerpener "Kreuzaufrichtung" sowie des Werkverfahrens zeigt, wie Rubens den virulenten Konflikt zwischen Predigt- und Kunstanspruch durch differenzierte Adressierung an Ungebildete, Gebildete und Kunstliebhaber systematisch löst. Damit deutet sich ein neues integrierendes Rubensbild an und es erschließen sich überraschende Einsichten in Rubens' Ikonographie, Bildargumentation, Affektstrategie, Stilmodi, künstlerische Mittel und Werkmethoden. So erweist sich zugleich die Leistungsfähigkeit einer hier konsequent aus der frühneuzeitlichen Bildtheorie entwickelten medienhistorischen Methodik.