Rauchende Köpfe, man spürt geradezu die Konzentration im Raum. Die gedämpften Anschläge auf den Tastaturen und das leise »Ping!«, wenn jemand eine E-Mail bekommen hat, lassen die ansonsten herrschende Stille in der Redaktion noch tiefer erscheinen. Ich liebe diese Momente kreativen Schaffens. Doch plötzlich richtet sich der Kollege gegenüber in seinem Stuhl auf, kratzt sich am Hinterkopf, seine Augenlider ziehen sich zusammen, die Brauen sinken nach unten. Es entfährt ihm ein: »Hä?« Diese Interjektion, obgleich nicht sonderlich stilvoll, wird überall auf der Welt verstanden. Sie drückt aus: »Ich kapier' da was nicht und bin deshalb verwirrt.« Fachleute sprechen von Konfusion. Und sie erachten sie als wertvoll – weil sie uns bei der Generierung von Wissen hilft, wie unser Autor Jan Schwenkenbecher im Titelthema ab S. 12 beschreibt. Konfusion ist in meinem Berufsalltag omnipräsent. Ich bin ständig verdutzt. Zum Beispiel, weil die einen Forscher in ihrer neuen Studie das Gegenteil von dem behaupten, was ein anderes Team nur wenige Monate zuvor herausgefunden hat. Oder weil eine Fachpublikation mich mit einer mir unbekannten wissenschaftlichen Methode konfrontiert. Der Kollege vom Tisch gegenüber stand auf dem Schlauch, weil er dem verschachtelten Satzbau einer Autorin nicht folgen konnte. All die Situationen haben eines gemein: Sie setzen einen Lernprozess in Gang. Man forscht nach, fragt sich: Was ist gemeint? Wie passt das zusammen? Vielleicht berät man sich mit einem Kollegen oder bittet eine Expertin um ein Interview. Die Früchte solcher Recherchen, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie gerade vor sich. Bevor Sie sich aber in dieses Heft vertiefen, möchte ich Sie noch auf eine lange unterschätzte Region im Zwischenhirn aufmerksam machen, um die es ab S. 52 geht: Ohne den entwicklungsgeschichtlich alten Thalamus könnten Sie sich kaum auf die folgenden Seiten konzentrieren – und vermutlich auch keine aufkeimende Konfusion ausräumen. Eine spannende Lektüre wünscht Claudia Wolf, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.