Die typisch spätromantische Sammlung des Theologen Sturm (1816 - 1896) wurde, ebenso wie Victor Blüthgen (Kat. Nr. B-27) und Robert Reinick (Kat. Nr. B-19 ) von Heinrich Wolgast empfohlen. Die einleitende Geschichte, die durch diesen Platz einer Widmung oder einem Motto ähnlich ist, stelle eine biedermeierliche Variante des "Fremden Kindes" (Kat. Nr. B-2 ) dar: "Der Spielengel" (S. 1ff) lehrt einen armen Jungen, ohne Spielzeug, d.h. mit dem, was im Walde zu finden ist, zu spielen. Anders als bei E. T. A. Hoffmann benutzt Sturm die Figur des ewigen Kindes und das Motiv der Sehnsucht nach der Kindheit als harmonischen Zustand nicht, um sich mit den Widersprüchen des Erwachsenwerdens auseinanderzusetzen, sondern um Kindheit als Paradies, in dem es an nichts mangelt, zu verklären. Das Spiel mit den "Umweltmaterialien" ermöglicht nicht den freien Raum der Phantasie, sondern lehrt Bescheidenheit und Zufriedenheit: Der Mangel darf nicht erkannt und benannt werden. Deutlich erzieherisch gibt sich der Spielengel als Verlängerung der Mutter zu erkennen: " 'Für heute ist das Spiel aus. Du hast für einen Tag genug gelernt. Deine Mutter ruft dich, eile nach Hause, damit sie sich nicht ängstigt! Morgen ist auch noch ein Tag, da komme ich wieder und will dich neue Spiele lehren' " (S. 4). (GS). In der Erzählung "Primelchens Tod" warnt "Mutter Erde" ihre "Kindlein", die Blumen, davor, während des Winterschlafes ihren "Schoß zu verlassen". Primelchen läßt sich von der Sonne und dem schmeichelnden Wind verlocken und stirbt unter dem Kuß des Windes, vor dem sie ihre Mutter gewarnt hatte. (SB) dt.