Was gilt als »echter« Tango? Wer sind seine Heldenfiguren? Und vor allem: Was sagt er über das Wesen der argentinischen Kultur aus? In einer historischen Spurensuche fragt dieses Buch nach den politischen Entstehungs- und Wirkungsbedingungen der widersprüchlichen Geschichtserzählungen, die das nationalpopuläre argentinische Tangowissen begründen. Es zeigt auf, dass ein wesentlicher Teil von dem, was wir heute über den Tango wissen, von argentinischen Intellektuellen in den 1960er Jahren überliefert worden ist. Die damals entstandene Tangoliteratur dokumentierte eine politische Neuverortung: Tango avancierte zu einem kulturellen Feld, innerhalb dessen der vormächtige Nationalkonflikt um den Peronismus von Seiten der Intellektuellen ausgetragen werden konnte.