Neue Deutsche Rechtschreibung
Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke „Vanadis“ und „Florentiner Novellen“.
Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.
Da sie nie von ihren Leiden sprach, und der letzte Brief, der vierzehn Tage vor ihrem Tode geschrieben ist, noch mit derselben Sorgfalt auf alle kleinen Einzelheiten eingeht, muss der Schlag den abwesenden Sohn ganz unvorbereitet getroffen haben. Er überliess sich der leidenschaftlichsten Verzweiflung, sodass der jüngere Bruder ihn trösten musste. Dieser, dem Verhältnisse und Anlagen eine viel bescheidenere Laufbahn bestimmten, sah stets mit Bewunderung zu den glänzenden Gaben des älteren auf, war aber bei seinem gelassenen, gleichmässigen Temperament und seinem friedlichen Lebensgang öfter in der Lage, jenem eine Stütze zu sein. Ein liebevolleres, neidloseres Bruderherz hat es nie gegeben. Der Ältere erwiderte die brüderliche Liebe mit der gleichen Anhänglichkeit und liess den Jüngeren an seiner geistigen Fülle teilnehmen, so weit es die getrennten Lebenswege gestatteten. Die Brüder sind sich denn auch lebenslang in unwandelbarer Treue verbunden geblieben; der Jüngere, der selbst ein anmutiges poetisches Formtalent besass und mit grösster Leichtigkeit launige Gelegenheitsgedichte schrieb, hat das Schaffen des Dichters, wie er selber sagt, »mit Andacht« verfolgt, er hat ihm in schweren Zeiten ein Asyl in seinem Hause geboten und ist später dessen Hinterbliebenen ein treubesorgter Berater gewesen, bis den Hellen, Freundlichen selber unerwartet ein düsteres Verhängnis wegriss.
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