Ein mehrwöchiger Aufenthalt in Japan gab mir die Mög lichkeit, einige mich besonders interessierende Fragen der japanischen Industrie zu studieren. Mit großer Bereitwilligkeit stellten sich die Leiter zahlreicher japa nischer Unternehmungen aller Größenordnungen zur Verfügung, um mir auf die vielen Fragen Antwort zu geben, die mich beschäftigten. Im gleichen Maße erhielt ich die Unterstützung meiner japanischen Kollegen. Ich benutze die Gelegenheit, allen denen, die mich bei meinen Untersuchungen in Japan unterstützten, für ihre Hilfe zu danken und für das Vertrauen, das sie mir ent gegengebracht haben. ERICH GUTENBERG I. Der modeme Großbetrieb a) Die Entstehung der modernen Industrie in Japan 1. Als in dem für Japan so bedeutungsvollen Jahre 1868 die kaiserlichen Behörden die Regierungsgewalt übernahmen und Japan sich im Zuge der Meiji-Reform der westlichen Welt öffnete, wurden die Grundlagen für den ungewöhnlichen Aufschwung gelegt, den die japa nische Industrie seitdem genommen hat. In der neuen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ord nung, zu der die Reform führte, sind jedoch wesentliche Teile der alten japanischen Sozialstruktur erhalten ge blieben. Nur langsam hat die agrar-feudale Gesell schaftsordnung aus der Zeit vor der Meiji-Restauration dem Druck westlichen Denkens nachgegeben. Lange Zeit hindurch erwies sich diese Sozialordnung gegenüber den individualistischen Tendenzen liberalistischer Herkunft als immun. So erklärt es sich, daß das Land den über gang zu den modernen Formen seiner politischen und ökonomischen Existenz ohne Klassenkampf und ohne soziale Revolutionen hat vollziehen können.