Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Kunst - Kunsthandwerk, Note: 1, Freie Universität Berlin (Kunsthistorisches Institut), Veranstaltung: Proseminar/Übung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Nacherfindung des Porzellans in Europa ist eine aus verschiedenen Blickwinkeln interessante Begebenheit. [...] Schon in dieser frühen Zeit scheinen diese Kostbarkeiten wertvolle Fassungen aus Edelmetall erhalten zu haben. Das früheste überlieferte Beispiel, zugleich das früheste datierbare Chinaporzellan in Europa überhaupt, ist ein Familienbecher der Familie von Catzenelnbogen, heute im Landesmuseum Kassel befindlich2. Es handelt sich um ein Yüan-zeitliches Seladon mit einer europäischen Fassung um 1450. In großen Mengen - als Schiffsballast nämlich - wurde Porzellan erst seit dem 16.Jh. in Europa eingeführt. Es blieb allerdings so kostbar, daß einheitliche Service, selbst für eine Person, nicht überliefert sind. Eine bedeutende Wende vollzog sich, als in China die Yüan-Dynastie 1368 von der Ming-Dynastie abgelöst wurde: In der Folgezeit trat das unterglasurblau dekorierte weiße Porzellan gleichberechtigt neben die Seladon-Porzellane und verdrängte diese schließlich. Daher war für die Europäer, die Porzellan in verstärktem Maße erst im Verlauf des 16. und 17.Jh. kennenlernten, der Farbdualismus Blau-Weiß mit Porzellan assoziert, was eine nicht unerhebliche Rolle bei der Erfindung und in der Frühzeit des europäischen Hartporzellans spielen sollte. Der Traums von einer europäischen Porzellanproduktion wurde in Sachsen zu Beginn des 18. Jh. verwirklicht. Die nachfolgende Arbeit wird den daran beteiligten Personen jeweils ein eigenes Kapitel widmen. Sie waren es, die schließlich das Porzellan als Ergebnis systematischer Untersuchungen auf der Basis strenger Naturwissenschaft hervorbrachten. Die Versuche, mit dem neuen Material zu einer eigenen, europäischen Formen- und Dekorsprache zu gelangen, setzten bereits zu einem ganz frühen Zeitpunkt ein, als man kaum über das Versuchsstadium hinausgelangt war. Es entstand ein gänzlich neuer Zweig des Kunstgewerbes, dessen sich das 18.Jh. zum Ausdruck seiner künstlerischen Auffassungen so vollkommen bedient hat, daß Zeitalter und Material quasi miteinander identisch wurden. Abschließend soll ein kurzer Blick auf die Wiederentdeckung des sog. ,,Böttcher-Steinzeugs" am Beginn unseres Jahrhunderts diese Arbeit über die Frühzeit des europäischen Porzellans beschließen.