Die Entstehungsbedingungen psychischer Störungen im Sinne normabweichender kognitiver und/oder emotionaler Prozesse lassen sich u.a. als Folgen von Uber- oder Unterstimula tion auffassen, wobei zwischen sogenannten "inneren" und "äußeren" Reizen unterschieden werden muß (STEINGRUBER, 1976). Zu den inneren Reizen gehören beispielsweise spezifische Stoffwechselstörungen, wobei als besonders markantes Bei spiel die Phenylketonurie (PKU) dienen kann, bei der ein isolierter Enzymdefekt ohne rechtzeitige therapeutische Intervention im Säuglingsalter zu schweren, bleibenden Intelligenzdefekten führt. Als äußere Reize können Umwelteinflüsse im weitesten Sinne gelten, also sozio-kulturelle, familiäre, sowie physiko chemische Faktoren, deren Einwirken während prä-, peri-, oder frühen postnatalen Entwicklungsstadien mit langanhalten den bis irreversiblen Störungen der geistig-seelischen Ent wicklung verbunden sein können. Beispielhaft sei hier auf das von SPITZ (1945, 1946) zuerst beschriebene Hospitalis mus-Syndrom bei maternal deprivierten Kleinkindern, sowie auf die von BRONFENBRENNER (1968) klinisch, von ROSENZWEIG und SENNET (1969) im Tiermodell verifizierte Retardierung der mentalen Entwicklung bzw. der Hirnreifung durch Mangel an sensorischer Stimulation in frühen Entwicklungsstadien verwiesen.