• Das zwanzigste Jahrhundert war eine Epoche des Wandels. In der europäischen -und besonders in der deutschen - Politik und ihrem Selbstverständnis haben die vergangenen hundert Jahre tiefe und mar kante Spuren hinterlassen: von der konstitutionellen Monarchie in die erste deutsche Republik. Die Mutation der Weimarer Demokratie in ein autoritäres Präsidialregime. Die anschließende nationalsozialistische Diktatur. Zur Halbzeit hin eine konstitutionelle Demokratie unter der Hebammenschaft der alliierten Besatzungsarmeen. Und dann eine lange Kontinuität repräsentativer Demokratie mit dem sich nun abzeichnenden Übergang in eine supranationale europäische Governance. • Das zwanzigste Jahrhundert war aber auch eine Epoche umfassen der Gleichzeitigkeit. Denn schon zu seinem monarchischen Beginn melden sich bereits spezifische demokratische Stimmen zu Wort (wie Max Weber, Hermann Heller oder Hans Kelsen), die im Laufe des Jahr hunderts zu Klassikern reifen und selbst in den gegenwärtigen Debatten noch Beachtung finden. Andererseits suchen aber selbst heute noch man che die Lösung anstehendender Probleme im Rückgriff auf mal national staatliche, mal sogar autoritative Modelle, wie sie schon zur Zeit des I. Weltkrieges virulent waren.