Das gegenwärtige Europa ist im Umbruch. Seit den friedlichen Revolutionen und dem Fall der Sowjetunion verschieben sich Einflussbereiche so schnell wie nie zuvor in der Geschichte. Diese nationalen Verwerfungen, die eine Inkongruenz zwischen nationalen, sprachlichen und kulturellen Grenzen entstehen lassen, sind nicht nur ein Problem des 20. Jahrhunderts, sondern Teil der gesamten Geschichte. Inmitten dieser Prozesse ist zu fragen, inwieweit in literarischen Texten kollektive Meinungsbilder hervorgebracht, verbreitet und verändert werden. Welche Bilder tragen wie zur Entstehung und Modifikation dieser Vorstellungswelten bei, wie strukturieren sie die Texte, wie leiten sie die Rezeption? Welche Potenzen gehen von ihnen aus, um wiederum in den Prozess der Entwicklung von Vorstellungen der Völker untereinander einzugreifen?