I Zentrale Aussagen 1. „Die gestörte Selbstregulierung“ Polanyi beschreibt in diesem Kapitel die Entwicklung der Gesellschaften des Westens in der Zeit von 1879 bis 1929. Seine zentrale These ist, daß diese sich in diesem Zeitraum zu eng miteinander verbundenen Einheiten entwickelten, jedoch starke zertsörerische Spannungen in sich trugen. Als Ursache dieser Spannungen sieht er die gestörte Selbstregulierung der Marktwirtschaft an, die durch Schutzmaßnahmen der Gesellschaft in ihrer freien Regulierung behindert wird : [...] Dieser Protektionismus ist nach Polanyi die Begleiterscheinung seit Entstehen der Marktwirtschaft und erstreckt sich zentral auf die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Geld, die im Zuge der industriellen Revolution dem Prinzip des freien Marktes unterworfen wurden. Die Schutzmechanismen waren nötig um die radikalen Auswirkungen der Transformation gesellschaftlich tragbar zu machen, da sie den Prozeß verlangsamten und eine Anpassung der gesellschaftlichen Struktur an das neue Wirtschaftssystem ermöglichte. Damit setzte eine Trend wende ein, denn das vorher den gesellschaftlichen Erfordernissen untergeordnete Wirtschaftssystem, löste sich aus dieser Einbettung und sorgte umgekehrt dafür, daß sich nunmehr die Gesellschaft den Erfordernissen des Marktsystems anpassen mußte. Um an diesem Prozeß nicht zu zerrbrechen griffen bestimmte Institutionen und gesellschaftliche Gruppen aus Sicht der Wirtschaft störend in den sich selbstregulierenden Markt ein. Dies führte zu Spannungen im Marktsystem und verursachte rückwirkend auch stark latente Spannungen im Gesellschaftssystem.